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ebook:herkunft:e-00-02-20

3.2.2 Russland gewinnt 1812 Bessarabien

Russland führte zwischen 1806 und 1812 den 7. Russisch-Türkischen Krieg. Am 28. Mai 1812 musste Russland den Frieden von Bukarest schließen, um sich auf den zu erwartenden Angriff Napoleons zu konzentrieren. Russland erhielt die östliche Hälfte des Fürstentums Moldau (in Karte als Östliche Moldau bezeichnet) und den Budshak zugesprochen.
Die Grenze zwischen dem Osmanischen Reich und Russland verlief jetzt nicht mehr am Dnjester, sondern 100 km bis 125 km weiter westlich, am Pruth.

Russland dehnte nun den ursprünglich nur für den Südteil geltenden Begriff „Bessarabien“ (türkisch Budshak) auf das gesamte Gebiet aus.

Abb. 20: Bessarabien, bisher Budshak, wird ausgedehnt.

Nomadisierende Tatarenstämme aus dem Budshak wurden ausgewiesen oder zogen freiwillig ab. An ihrer Stelle ließen sich Pächter nieder: Bulgaren, Moldauer, Russen, Ukrainer, die dem russischen Staat Pachtgeld zahlten. Sie nutzten die weiten Flächen als Weideland für ihre Herden.

Die russische Verwaltung begann ab 1813 mit der systematischen Nutzung der Steppengebiete Südbessarabiens. Das unbearbeitete Steppenland sollte in ertragreiches Land umgestaltet werden. Neue Siedler sollten vor allem die Landwirtschaft auf dem fruchtbaren Schwarzerde-Boden verbessern und zugleich Musterwirte für die rückständige russische Agrarwirtschaft sein. Aber dafür brauchte man Einwanderer aus fremden Ländern. Russische Bauern schienen ungeeignet, sie befanden sich noch lange Zeit in Leibeigenschaft.
Russland war besonders auch an deutschen Siedlern interessiert.
Die Siedlungsbezirke in Bessarabien waren schon vor Ankunft der Kolonisten abgegrenzt, die Gemarkungen der einzelnen Gebiete abgesteckt, und nummeriert.

Der Budshak war die Landschaft, in der deutsche Kolonisten angesiedelt wurden.
Die Russen hatten den Budshak 1812/1814 vermessen und das Gebiet in Landstücke unterschiedlicher Größe eingeteilt. Die Flur- und Ansiedlungsflächen sowie der Grundriss der Siedlungen waren von der russischen Ansiedlungsbehörde vorgegeben. Die so neu entstehenden Dörfer hatten alle den gleichen Siedlungsgrundriss als Straßendorf.

Man siedelte neben Deutschen unter ähnlichen Bedingungen auch weitere Nationalitäten an: Bulgaren, Ukrainer und Schweizer. Es war russische Politik, ethnisch einheitliche Dörfer zu gründen, d. h. in einem Dorf wohnten nur Deutsche, nur Bulgaren usw. Die Dörfer waren an ihrem jeweils typischen Nationalcharakter erkennbar.

Vorgesehene Flächen für

  1. Bulgaren
  2. deutsche Kolonisten
  3. verdiente russische Adlige
Abb. 21: Siedlungsplan für die Kolonisierung mit den Plätzen für deutsche Siedler.

ebook/herkunft/e-00-02-20.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/27 09:41 von Otto Riehl Herausgeber