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Otto Riehl - September 2021
Meine Großeltern wohnten in Krasna in diesem Haus.
Das Kreuz aus St. Joseph, Krasna hat eine Herstellermarke von Fraget aus Warschau. Verwendet wurde die Herstellermarke ca. 1851 bis 1854.
Dieses Fraget-Zeichen bezieht sich auch auf die schmelzbasierte Silberabscheidung. Es hat die polnische Inschrift „WARSZAWA FRAGET“ („WARSAW FRAGET“) + ein französisches Wort „PLAQUÉ“ im Oval. Beachten Sie den Punkt (!) nach dem Wort „PLAQUÉ“. Sehr selten.
Die Fabrik Fraget wurde 1824 von zwei französischen Geschäftsleuten - den Brüdern Alphonse (Alfons) und Joseph (auf Polnisch Józef) Fraget - gegründet. Nach 1841 wurde Joseph Fraget jedoch der alleinige Eigentümer dieser Firma. In den fünfziger und sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts wandte sich die Firma der Herstellung von galvanisierten Silbergegenständen zu und exportierte sie hauptsächlich auf den russischen Markt. Die Produkte der Firma Fraget erfreuten sich bald großer Beliebtheit. Seitdem wurde jeder versilberte Gegenstand im Russischen Reich einfach fraget genannt. 1867 starb Joseph Fraget und sein Geschäft wurde von seinem Sohn Julian geerbt. 1905 wurde Julian ermordet und ab 1906 wurde Fraget von Julians Tochter Maria Antonina geführt, die 1934 starb.
Fachmann Dr. David N. Nikogosyan, Bonn, Deutschland.
Die Firma Fraget wurde 1824 gegründet und hatte später Geschäfte unter anderen in Lemberg und in Odessa. Quelle: https://pl.wikipedia.org/wiki/Fraget
Die Gestaltung entspricht dem Historismus des 19. Jahrhunderts. Die Stilelemente, die Form der Akanthusblätter und die gesamte Formensprache lassen das Kreuz als ein Objekt der Neorenaissance erscheinen, die 1851 mit der Weltausstellung in London beginnt, sich europaweit durchzusetzen.
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Versilberte Gegenstände unterscheiden sich optisch nicht von massiv silbernen. Die Versilberung - Silberauflage genannt - ist eine galvanisierte Oberfläche, die auf einen Kern aus unedlem Material wie Stahl, Alpaka oder Bronze aufgebracht wird. Stahl wird vornehmlich für Besteck aus Großserienproduktionen genommen, die im Kern günstiger herzustellen sind. Bronze finden wir vornehmlich bei Leuchtern und Hohlwaren, während Alpaka - auch Neusilber genannt – bei gutem versilbertem Besteck Tradition hat. Alpaka ist eine Legierung aus Kupfer (Cu), Nickel (Ni) und Zink (Zn) und in seinen Eigenschaften dem Silber (Ag) ähnlich. Aufwändige Dekore können auf diesem Kernmaterial gut gestaltet werden. Die Oberfläche wird mit Silber galvanisiert, deren Qualität in Gramm pro je 12 Tafelgabeln und -Löffeln , die mit 24 dm² angenommen werden, angegeben wird.
Am 29. September 1940 hat die Kirche St. Joseph in Krasna aufgehört, eine Kirche zu sein. Sie wurde danach als Getreidelager genutzt. Damit die Inneneinrichtung der Kirche nicht auf dem Schrottplatz landete, hat Pfarrer Schumacher alle beweglichen Teile an Familien verteilt, die bereit waren, etwas mitzunehmen. Die Sachen sollten für einen Neuanfang in die neue Heimat mitgenommen werden und dort beim Neuanfang einer Kirche zurückgegeben werden.
Zu den aufgeteilten Sachen gehörte auch das Altarkreuz von St. Joseph. An materiellem Wert hatte es keine besondere Bedeutung. Die aufgeteilten Sachen mussten von den Familien, die etwas mitgenommen hatten, als privates Eigentum verpackt werden.
Nach dem Umsiedlungsabkommen durfte kein Eigentum der Kirche oder sonstiger Gemeinschaften mitgenommen werden. Am Donauhafen Kilia wurde bei vielen Familien das Gepäck nach Sachen der Kirche durchsucht. Das materiell fast wertlose Kreuz vom St. Josephsaltar wurde bei der Durchsuchung als Eigentum der Kirche aussortiert und sollte deshalb in Russland zurückbleiben. Ein heftiger Wortwechsel entstand zwischen den russischen und deutschen Beamten um das Kreuz. Nach einem harten, längeren Streit packte der russische Beamte fluchend das Kreuz und hat es mit voller Wucht auf die Erde geschmissen. Leicht beschädigt wurde es von den Helfern eingepackt. Die Kiste wurde als letztes Gepäckstück auf das schon abfahrbereite Schiff gebracht.
Das Kreuz machte den Weg der Umsiedlung über Sachsen zurück nach Polen mit. Dorthin, von wo es einstmals hergekommen war. Nach der Ansiedlung in Polen waren zu der damaligen Zeit fast alle Kirchen geschlossen und es gab keine Gelegenheiten, das Kreuz an eine Kirche zugeben.
Bei der Beerdigung unserer Mutter am 13.03.1942 in Gromaden, Westpreußen, wurde das Kreuz mit seiner Beschädigung zum ersten Mal seit Krasna bei der Feier der Totenmesse und einer Kindstaufe benutzt. Wegen Platzmangel wurde das Kreuz wieder verpackt und ging im Januar 1945 mit auf die Flucht bis nach Knüppeldamm in Mecklenburg. Beim Einmarsch der Russen in Mecklenburg durchwühlten und plünderten die russischen Soldaten die verbliebenen Sachen, die auf dem Wagen schon zur Flucht verladen waren und beschädigten das Kreuz noch mehr. Auf den 10 Jahren Wanderschaft bis 1950 nach Kobern-Gondorf, kamen noch weitere Schäden hinzu.
Als feststand, dass Kobern die neue Heimat sein wird, gab unser Vater das Kreuz circa Spätsommer 1953 der Kirche in Kobern, mit all den Schäden, die durch die Umsiedlung, Flucht, Plünderung und den vielen Umzugsfahrten entstanden waren.
Nach mehreren Jahren übernahm der Kulturkreis die Kosten für die Reparatur. Bei der Reparatur wurde eine bleibende Plakette Eduard Riehl unter dem Fuß angebracht. Mit der Inschrift wurde die Herkunft dokumentiert.
Soweit mir bekannt ist, ist es das einzige Stück, das aus der Kirche St. Joseph von Krasna gerettet wurde.
Riehl Maximilian, Januar 2005
So kann man verbergen
Ausgeführt wurde eine Reparatur am Altarkreuz ca. 1980 von der Ordensgemeinschaft der Pallottiner, Vallendar, bei Koblenz.