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ebook:herkunft:f-00-05-10

4.5 Unterbringung der Krasnaer Einwanderer in Moldauerdörfern 1814-1816

Welche Enttäuschung! Unsere Auswanderer konnten nicht sofort auf ihre neue Kolonie. Das versprochene Zuhause gab es noch nicht. Die russische Regierung hatte zu diesem Zeitpunkt ihre Vorbereitungen für die Unterbringung der Kolonisten längst nicht abgeschlossen.

  • Es fehlte an Unterkünften. Die russischen Behörden hatten es nicht geschafft, rechtzeitig die versprochenen Vorbereitungen zu treffen.
  • Die zur Besiedlung vorgesehenen Steppenflächen waren größtenteils noch verpachtet. Erst nach Auslauf der Pachtverträge konnten diese Landstücke den Siedlern zugewiesen werden.

Den Neubeginn in Bessarabien hatte man sich sicher nicht so schwierig vorgestellt wie er dann kommen sollte. Nur wenige kamen schon 1814 in ihrer späteren Kolonie an. Die meisten mussten ein bis zwei Jahre bei moldawischen Bauern unterkriechen.
Sie wurden vorerst in verschiedenen moldauischen Dörfern nahe den Städten Kischinew und Bender einquartiert. Auszug aus dem Krasnaer Gemeindebericht 1848: „…und als sie bei Utschiluk die russ. Grenze überschritten hatten, bekamen sie Quartiere in Moldowanerdörfern. Auch in Kischinew hatten viele Quartiere. Ein großer Teil lag in Bender von September 1814 bis Juni 1815, und manche bis zum Frühjahr 1816.“

Abb. 25: Erste Quartiere 1814, 1815, 1816 im Gebiet Chișinău
Quelle:https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/dd/Karte_Moldawien_03_03.png


Krasnaer Kolonisten waren mehrere Monate in verschiedenen moldauischen Dörfern nahe den Städten Kischinew und Bender einquartiert.

Einige der Orte, wo Krasnaer untergebracht waren, ergeben sich aus dem Krasnaer Taufbuch. Die Einquartierung so weit vom späteren Siedlungsplatz entfernt (von Kischinew bis Krasna sind es gut 100 km) ist darauf zurückzuführen, dass in der Nähe von Krasna keine geeigneten Orte existierten. Im gesamten südlichen Landesteil bestanden damals nur Bender, Akkerman, Ismail und einige wenige kleinere Ortschaften als geschlossene Siedlungen.
Das Zusammenwohnen mit den Eingeborenen hat gewiss mancherlei Unzuträglichkeiten gebracht; zudem kehrte in manches Haus Krankheit und Tod ein. Dem Ziele so nahe, und nun noch das monatelange Warten, bis man seine eigene Scholle bekam und darauf seine Hütte bauen konnte. Eine Geduldsprobe!
Die moldauischen Menschen waren den Deutschen fremd; sie hatten eine ihnen unverständliche Sprache. Die Sitten waren gänzlich anders, die Behausungen waren primitiv. Die Deutschen lernten ‘Mamaliga’ kennen, was auch später in Krasna gelegentlich gegessen wurde.
Die Einquartierung dauerte unterschiedlich lange; einige Wochen, mehrere Monate, ein Jahr oder noch länger. Eduard Ruscheinsky schreibt: „Ein Teil zog im Herbst des Jahres 1814 an den Ort ihrer Ansiedlung… Die übrigen verließen ihre moldauischen Quartiere erst im Frühjahr 1815.“ Und nach dem Krasnaer Gemeindebericht 1848 kamen die restlichen 43 Familien sogar erst im Frühjahr 1816 an.

ebook/herkunft/f-00-05-10.txt · Zuletzt geändert: 2023/06/30 11:39 von Otto Riehl Herausgeber