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ebook:herkunft:h-00-01-00

6 Schlussbetrachtung

Mit der Zuwanderung aus den Odessa-Kolonien war der große Kolonistenaustausch für Krasna beendet. Es kamen noch vereinzelt neue Familien ins Dorf, aber im Großen und Ganzen waren es die im Census 1850 aufgelisteten Familien, die dauerhaft in Krasna blieben.

Krasna Bessarabia 1850 Village Census

Nachname Haus-Nummer
ALMAS 39
ALWINGER 24
ARLOT (3-4)
ARNOLD 51,52,120
BACHMEIER 127,129,143
BALDUS 73
BARET (72-73)
BAUER 125
BECKER 26,101, 123
BOGOLOWSKI 62,63,94,17
BONJAKOWSKY 37,58,60,114
BOTH 31
BRANDT (89-90)
BRAUN 40, 122, 134
BRICKNER 91
BRUSCHINSKY 90
BUKERT (124-125)
CIOZEK 71
CIOZEK 92
DAM (61-62),105
DEICHERT 3, (114-115)
DIRK 13,25,33, 84,155
DREFS 137
DRESSLER 13
DRESSLER 107
ENGEL 9
ERKER (30-31)
ERKER 70
FEIST 131
FENRICH 16
FLECKENSTEIN 46
FLECKENSTEIN 70
FLECKENSTEIN 119
FRANK 157
FURCH 124
GEDAK 87
GEORG 158
GERBER 144
GÖTZ 151
GROSS 106
GROSS 109
GRUNWALD (102-103)
HAAG (30-31)
HAAG 64
HAAG 68
HABRICH 6
HARABURA 23
HARSCHE 32
HARSCHE (32-33)
HARSCHE 71
HARSCHE 93
HART 9
HARTE (39-40)
HARTMANN 23
HEIDRICH 14,15
HEIN 12
HERRMANN 61,63,(99-100)
HERRSCHAFT 139
HINZ 43,49,50,103
HITTEL (0-1)(91-92)
IHLI 136. 142, 152
JAKUSCH 154
KAGOWSKY 74
KAHL 110
KELLER 140
KELLER 142
KOCH 126
KOPP 66
KOPP 95
KOPP 96
KRAFT (120-121)
KRAMS 45, 7
KRENZEL 117
KRIEGER (91-92)
KUNZ 81
KUNZ 145
KUSS (62-63)
KUSS 75,76, 77,102
LAUTERBACH 36
LAUTERBACH 54,57
LEINZ 48
LEINZ 55
LEINZ 108
LÖB 4
MAAS (72-73)
MAAS 112
MADER 104
MANDERNACHT 113
MARTE 121
MATERY 130
MEER 100
MENGES 47
MERSCHBACHER 111
MERZ 43
MILBRADT (30-31)
MOHR (60-61)
MOLDENHAUER 53
MÜLLER 18,19,21
MÜLLER (28-29)
MÜLLER 35
MÜLLER 86
MÜLLER (96-98)
NAGEL 141
NEUMANN (100-101)
NEUMANN (117-118), 156
NOLD 146
NOVAK (87-88)
PAUL (30-31), 69
PLOTZKY 28
POLITZKY 118
RESSLER 98
RIEHL 20, 24, 82
RITZ 80
RÜCKERT 44
RUSCHEINSKY 29, 87, 97
RUSCHEINSKY 116
SCHÄFER 100
SCHEPP 78
SCHEPP (120-121)
SCHLICK 42
SCHMIDT (114-115)
SCHNABEL (62-63)
SCHREIBER 150
SCHREINER 8
SCHULKOWSKY 5
SCHULZ 34
SCHWALICH 79
SEIFERT 38
SÖHN 10, 11
SPEICHER 85
SPITZNAGEL 147
STEIERT 132, 133, 135
STEIERT 138, 148
STEINKE 67
TERNES (35-36)
TERNES 83, 88 89
TISCHNER 41
TSCHISCHMAK 59
VOLK 128
WAGNER 30, 65, 100
WAGNER 115
WAGNER 159
WEBER (35-36),62, 153
WEISS (61-62)
WINGENBACH 27, 56, 99
WINTER 36
WINTER 113
WOLF 149
WUITSCHIK 22
WUITSCHIK 78
ZIEBART 2

Allerdings machte sich ab den 1850er Jahren ein Problem bemerkbar, das zunehmend zum Wegzug von Familien führte: der Landmangel, bedingt durch das starke Bevölkerungswachstum.

Abb. 32: Bevölkerungsentwicklung

Quellen:

1818
„Statistische Nachrichten über die im eigentlichen Bessarabien oder Budshak angesiedelten Warschauischen Kolonien“
1825
Deutsche Bauernleistung am Schwarzen Meer: Bevölkerung und Wirtschaft 1825 / bearb. von Hans Rempel Ausgabe 2. Aufl.
1827
„Statistische Beschreibung Bessarabiens und des sogenannten Budshaks“
1831
State Archives of the Odessa Region, Odessa, Fond 383, Inventory 29, File 630 1832 = Staatsarchiv St. Petersburg Fond 383, Inventory 29 Akte 622 Seiten 147,148
1834
State Archives of the Odessa Region, Odessa, Fond 6, Inventory 1, File 3151 1835 = Steuerliste 1835
1850
Census 1850
1859
Prochnow, Johann D. Die deutschen Gemeinden in Bessarabien in ihrem sittlichen und religiösen Zustande: nach Berichten eines Augenzeugen
1864
State Archives of the Odessa Region, Odessa, Fond 6, Inventory 4, File 21 887

Nach dem Wegzug der evangelischen Siedler nach Katzbach im Jahre 1825 blieb die Zahl von 114 Landwirtschaften konstant. Da die Grundstücke nicht geteilt werden durften, nahm die Zahl der landlosen Einwohner zu. Anfangs hatte jede Landwirtschaft 60 Desjatinen, und es war nicht zulässig, sie auf Nachkommen aufzuteilen. Die Landwirtschaft ging als Ganzes an den jüngsten Sohn über. Diese Regel wurde aber schon bald, zunächst unter der Hand, bald mit Duldung der Behörden aufgeweicht und schließlich nicht mehr beachtet. Aber die Gesamt-Landmenge der Gemeinde blieb gleich, es lebten um 1850 bis zu drei Familien auf einem Hof.
Schon im Jahre 1852 wandten sich die Krasnaer Kolonisten deshalb mit einer Eingabe an die Behörden, mit der sie auf die zunehmenden Probleme hinwiesen und um zusätzliches Land baten.

Sie argumentierten:

  • dass die Pfarrei von Krasna als einzige römisch-katholische Kolonie in Bessarabien von lauter evangelisch-lutherischen Gemeinden umgeben sei,
  • dass schon gegenwärtig 37 Jünglinge und 35 Mädchen vorhanden sind, welche das heiratsfähige Alter erreicht haben, aber aus Mangel an Land keine Familie gründen können,
  • dass aus schon vorhanden Familien und noch ledigen Jünglingen, die kein Land besitzen mindestens 88 landwirtschaftsfähige Familien gebildet werden könnten,
  • dass in der Kolonie 114 Landwirtschaften vorhanden sind, die aber alle schon mindestens mit ein bis drei Familien besetzt sind und somit für die ohne Landwirtschaft lebenden kein Land übrig ist.

Zur Abhilfe dieser Notsituation sehe man kein anderes Mittel als dass von der Krone der römisch-katholischen Kolonie noch Land zugeteilt werde, worauf die Familien ohne Hof übersiedeln könnten, ebenso die noch ledigen Leute nach der Verehelichung.
(Quelle: Bittschrift an die Behörden mit Bitte um Landzuteilung vom 31. Mai 1852 (Akte Odessa Staatsarchiv 3-729-15387)


Ob und wie die Behörden auf die Eingabe reagierten, ist uns nicht bekannt. Aber ein uns erhaltenes Dokument vom 29. Mai 1885 hält fest, welchen Landbesitz die ehemalige Kolonie Krasna am 01. 07.1871 gehabt hat (Zeitpunkt der Umwandlung des Landes in Privateigentum) - State Archive of Odessa Region, Odessa; Fond etc. not identified-.

Siedler-Eigentümer auf einem Hof mit Feldern (Kronsland) 114 Höfe 395 Männer
Siedler ohne Land 238 Männer
Siedler ohne Kronsland, die Land außerhalb
der Gemarkung gekauft haben
4 Männer

Das zeigt, dass im Jahr 1871 die Zahl der Höfe immer noch 114 betrug, die sich 395 Männer teilten. Ganz wenige Wirtschaften verfügten noch über die Landmenge von 60 Dessj. Die Zahl der Landlosen hatte stark zugenommen und auch die kleinen Parzellen reichten nicht mehr zur Existenzsicherung. Außer der Landwirtschaft gab es, abgesehen von wenigen Handwerksbetrieben, die den landwirtschaftlichen Erfordernissen dienten, keine Erwerbsmöglichkeit, wenn man von den sehr schlecht bezahlten Diensten bei den Bauern (Knechte und Mägde) absieht. Der einzige Ausweg war Wegzug aus Krasna.

Einige gründeten die Tochterkolonie Emmental, andere zogen über die Donau nach der Dobrudscha oder nach Sibirien und in den Kaukasus. Schließlich gab es Auswanderungen nach Kanada, den USA, Brasilien und Argentinien. Auswanderungen hörten eigentlich bis zur Umsiedlung im Jahre 1940 nicht auf. Und so kommt es, dass Leute mit Krasnaer Wurzeln in vielen Orten in fast allen Kontinenten zu finden sind.

Abb. 33: Dreschen in Krasna

ebook/herkunft/h-00-01-00.txt · Zuletzt geändert: 2019/10/05 12:41 von Otto Riehl Herausgeber