Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


krasna:e-03-08-00

3.8 Krasna und seine Umgebung

Krasna lag ziemlich im Zentrum der deutschen Mutterkolonien im Kreis Akkerman. Unter diesen Kolonien gab es keine Städte. Das kulturelle Leben und der Handel spielten sich in den Landgemeinden ab.

Am Anfang waren die Hauptorte der Gebiete/Woloste Wittenberg/Alt-Posttal, Klöstitz und Sarata (s. Ziff. 4.8. Die Verwaltung) die führenden Orte. Jedoch trat Tarutino, das größte und älteste Dorf, das auch über den ältesten und größten Markt verfügte und wo bis 1871 der Sitz des Fürsorgeinspektors war, bald in den Vordergrund. Es stand lange Zeit im Wettbewerb mit Arzis, das im geographischen Mittelpunkt des deutschen Siedlungsgebietes lag, bessere Verkehrsanbindungen hatte und daher von den umliegenden Gemeinden leichter zu erreichen war. Auch Sarata hielt eine herausragende Funktion mit seinem Markt und anderen Einrichtungen (Krankenhaus, Ärzte, Altenheim).

Abb. 44: Die deutschen Mutterkolonien im Kreis Akkerman

Nach der Jahrhundertwende wurde Tarutino unangefochten der Hauptort der Bessarabiendeutschen, wo alle wichtigen Einrichtungen ihren Sitz hatten und wo die deutschen Zeitungen Bessarabiens erschienen. Nur der Wirtschaftsverband (s. Ziff. 5.4. Verbände, Räte, Vereine) verlegte einige Jahre nach seiner Gründung seinen Sitz aus verkehrstechnischen Gründen nach Arzis. Arzis hatte einen Bahnhof, Tarutino nicht.

Tarutino hatte etwa 6000 Einwohner, Arzis und Sarata je 3000. In allen drei Orten gab es im 20. Jahrhundert auch bereits beträchtliche nichtdeutsche Bevölkerungsanteile.

Zum Vergleich: Im Jahr 1940 betrug die Krasnaer Einwohnerzahl 3511 Deutsche und 89 andere1). Damit war Krasna die zweitgrößte deutsche Siedlung in Bessarabien. Tarutino als größte Gemeinde hatte zu diesem Zeitpunkt 3746 deutsche Einwohner und 2151 Nichtdeutsche.

Krasna war umgeben von den deutschen Kolonien Tarutino, Alt-Posttal, Katzbach, Alt-Elft, Paris, Friedenstal, Neu-Paris, Beresina, Klöstitz. Lediglich nach Westen lag ein nichtdeutscher Ort, das Bulgarendorf Ciuleni (Tschemlek).

Nachbarorte Krasnas 2) Entfernung von Krasna
Tarutino 10 km
Alt-Posttal 15 km
Beresina 12 km
Katzbach 8 km
Klöstitz 14 km
Friedenstal 11 km
Paris 5 km
Neu-Paris 5 km
Alt-Elft 9 km
Ciuleni (der einzige nichtdeutsche Nachbarort) 9 km
Besondere Bedeutung hatten für Krasna folgende Orte
Sarata
Krankenhaus, weiterführende Schule. Lehrerseminar, Markt
40 km
Tarutino
Marktort Krasnas, dort gab es wichtige Geschäfte, Ärzte,
ein Krankenhaus, weiterführende Schulen;
im 20. Jahrhundert war es Hauptort der Bessarabiendeutschen
10 km
Alt-Posttal
bis 1871 für Krasna zuständiges Gebietsamt
15 km
Arzis
Markt, Krankenhaus, ab 1927 Sitz des Wirtschaftsverbandes,
Bauernschule
21 km
Beresina
hier war der Bahnhof für Krasna
12 km
Klöstitz
Musterungsort für Krasnaer Rekruten in russischer Zeit
14 km
Die größeren Orte in Bessarabien und der Region Entfernung von Krasna
Kischinew
Provinzhauptstadt von Bessarabien
100 Werst ca. 107 km
Akkerman
Kreisstadt des Kreises Akkerman
90 Werst ca. 96 km
Odessa
bis 1871 Sitz des Fürsorgekomitees, wichtiger Hafen für Getreide
140 Werst ca. 149 km
Ismail
Hafen an der Donau
90 Werst ca. 96 km
Tiraspol
(offizieller Sitz der zuständigen Diözese von 1848-1918),
tatsächlich residierten die Bischöfe aber zunächst in Saratow,
später in Odessa
Jassy
Sitz des Bischofs ab 1921
Abb. 45: Markt in Tarutino
Abb. 46: Katzbach (Nachbarkolonie von Krasna) Kirche und Dorfstraße

1)
Nach der Darstellung in: Museum und Archiv Jahresheft 1996 des Heimatmuseums der Deutschen aus Bessarabien
2)
Einzelheiten über die deutschen Orte kann man in den einschlägigen Ortschroniken nachlesen
krasna/e-03-08-00.txt · Zuletzt geändert: 2019/04/01 09:57 von Otto Riehl Herausgeber