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krasna:e-03-07-00

3.7 Wasserversorgung Krasnas

Trinkwasser ist in der Steppe ein besonderes Problem. Viele Kolonien hatten damit ihre liebe Not. Das Wasser war nicht von besonders guter Qualität. Man kann das in nahezu allen Chroniken lesen. Die Brunnen hatten oft salz- oder salpetriges und bitteres Wasser. Bei Paul Rath1) kann man nachlesen „Die Ursache dafür lag in der geologischen Beschaffenheit des Urgesteins und seiner Überlagerungen…“
Eduard Ruscheinsky2) notiert zu Krasna: „…Unsere Gemeinde hatte im Durchschnitt schlechtes Trinkwasser. Es war salzig und bitter… Besonders das Unterdorf war in dieser Hinsicht sehr unglücklich.“

Auf der großen Krasnaer Gemarkung gab es keine Quellen, die für die Trinkwasserversorgung genutzt werden konnten. Wie die meisten Gemeinden Südbessarabiens war Krasna auf die Nutzung des Grundwassers angewiesen. Um das Grundwasser zu erschließen, mußte man Brunnen bauen. Die ersten Brunnen müssen schon bald nach der Ankunft der Siedler entstanden sein. Die Kolonisten bauten sie nach dem Vorbild der einheimischen Bewohner als offene Ziehbrunnen. Jeder Hof (oder eine Gruppe von Höfen) hatte bald nach der Ansiedlung einen eigenen Brunnen.

Friedrich Ernst3) beschreibt die schwere Arbeit des Brunnengrabens: „Zuerst mußte eine Brunneröhre mit einem Durchmesser von etwa 2 Metern ausgehoben werden. Die erforderliche Tiefe lag etwa bei zwei Metern unter dem Grundwasserspiegel. War diese erreicht, dann begann das Ausmauern des Brunnenschachtes mit Muschelkalksteinen. Die ausgemauerte Brunnenröhre war oben etwas verengt und hatte einen Durchmesser von etwa einem Meter. Auf die Brunnenröhre kam ein etwa ein Meter hoher Brunnenkasten aus Brettern. Das Wasser wurde mit einem Eimer geschöpft, der an einem Schwengel aus Holz befestigt war.“

Anfang des Jahrhunderts begann man durch den Bau artesischer Brunnen das Grundwasser in etwa 60 bis 70 Metern Tiefe für die Trinkwasserversorgung zu erschließen. Mit einem Meißel an einem Bohrgestänge stieß man in die erforderliche Tiefe vor. Das Bohrloch wurde jeweils durch nachgeschobene Mantelrohre mit einem größeren Durchmesser gegen Einsturz gesichert. Um an den Wasserspiegel zu kommen, mußten mehrere Sandsteinplatten durchstoßen werden. Hatte man das Wasser erreicht, dann wurde es durch einen Überdruck in den eingesetzten Rohren bis auf gut zwei Meter unter der Erdoberfläche hochgedrückt. Den restlichen Höhenunterschied überwand man durch eine Handpumpe (Gumpbrunnen). Diese artesischen Brunnen lieferten meist besseres Wasser als die herkömmlichen Brunnen. Ihr Bau wurde jeweils von kleineren Gemeinschaften oder Nachbarschaftsgruppen finanziert.

Eduard Ruscheinsky4) berichtet weiter über die Wasserversorgung in Krasna: „Das Trinkwasser lieferten anfangs gegrabene Brunnen, die eine Tiefe von vier bis sechs Metern hatten. Mit der Zeit wurde das Wasser in den Brunnen schlecht und man war gezwungen, irgendwoanders gutes Trinkwasser zu suchen.
Im Jahre 1911 gingen viele Nachbarschaften daran, in der Mitte der Straße artesische Brunnen zu stoßen. Sie hatten zwar gutes, aber trübes Wasser und gingen, außer einem, alle nach einigen Jahren wieder ein, weil die Filter nicht im Kies standen, sondern in feinem Sand, so fein wie Asche. Die Brunnen verschlemmten und versiegten. Bloß einer im Unterdorf, der einer Nachbarschaft mit dem allerschlechtesten Wasser gehörte, blieb erhalten, weil der Filter auf einem Felsen stand und nicht verschlemmen konnte… Dieser eine Brunnen versorgte fast die ganze Gemeinde mit gutem Trinkwasser bis zum Jahre 1936. In diesem Jahre ließ das Dorfamt einen Brunnen vor der Dorfkanzlei stoßen. Später, im Jahre 1937/38 wurden noch zwei neue Brunnen an anderer Stelle gestoßen… Eine Dauerlösung für die Beschaffung von gutem Trinkwasser hatte die Gemeinde bis zum Ende nicht gefunden… Ein Fachmann aus der Stadt Tschernowitz im Buchenlande untersuchte auf Anregung von Pfarrer Schumacher das Gelände und hielt es für möglich, am Heuschlager-Berg eine Quelle zu finden. Das Wasser müßte nur mit Hilfe einer Pumpstation ins Dorf geleitet werden. Die Umsiedlung hat diesen Plan vereitelt.“

Abb. 42: Das Bohren eines artesischen Brunnens in Krasna

Um das Wasser aus den Brunnen zu schöpfen, gab es im Prinzip mehrere Verfahren. Am häufigsten waren Schöpfbrunnen mit einer Winde und einer Handkurbel sowie die charakteristische Steppenbrunnen, der Ziehbrunnen. Auf einer gegabelten Stütze (Gabelpfosten), meist ein Baumstamm mit zwei starken Ästen, liegt ein Querbalken (Schwingbaum), dessen beide Hebelarme lang ausgestreckt beidseitig seitlich über den Baumstamm hinausragen. Am Ende eines Hebelarms (über dem Brunnen) war ein langer Strick/eine Kette befestigt mit einem Wassereimer am unteren Ende der Kette. Am anderen Hebelarm befand sich ein Gegengewicht, so daß das Schöpfen ohne große Kraftanstrengung möglich war. Durch Bewegen des dem Brunnen abgelegenen Hebels nach unten wurde der mit Wasser gefüllte Eimer aus dem Brunnen gezogen.

Zisternen

Viele Krasnaer Hausbesitzer gingen dazu über, Zisternen anzulegen, in die das Regenwasser von den Dächern floß (Regenbrunnen). Es wurde für die Wäsche benutzt, von manchen auch zum Trinken. Wegen der schlechten Wasserqualität der Brunnen in ihrem Ortsteil, holten viele Höfe des Oberdorfs ihr Trinkwasser mit Fässern von dem guten Brunnen im Unterdorf und füllten es zu Hause in Zisternen.

Neben den Dorfbrunnen gab es auf der Krasnaer Gemarkung Viehbrunnen. Insgesamt lieferten in Krasna und auf seinen Weiden sechs Viehbrunnen Wasser und zwar je einer nördlich des Dorfes (der obere Viehbrunnen), südlich des Dorfes (der untere Viehbrunnen), auf dem Hunsrück, im Nedetal (Türkenbrunnen), im Lehmloch, am Friedhof (dieser ist heute -2007- noch in Betrieb).

An diesen Brunnen konnte der Hirte mittags das Vieh tränken, ohne seine Herde ins Dorf treiben zu müssen.

Abb. 43: Steppenbrunnen als Viehtränke

1)
Paul Rath „Das Brunnenwasser in Südbessarabien“, in HK 1994, S. 196-204
2)
Eduard Ruscheinsky, Kulturbilder aus unserer alten Heimat Krasna, Bessarabien, in: Heimatbuch 25 Jahre nach der Umsiedlung, 1965
3)
Ernst, Friedrich; Geschichte von Friedenstal S.38 /39
4)
Eduard Ruscheinsky, Chronik der Gemeinde Krasna, erschienen im Bauernlaender 1939
krasna/e-03-07-00.txt · Zuletzt geändert: 2019/04/01 09:56 von Otto Riehl Herausgeber