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krasna:f-04-01-08

4.1.8 Lage der Landwirtschaft in den letzten 20 Jahren vor der Umsiedlung

Die Landwirtschaft Krasnas stand spätestens seit 1920 vor zunehmenden Herausforderungen.

  • Wie in Ziff. 4.3 aufgezeigt wird, nahm die Hofgröße fortlaufend ab und hatte bereits eine Schwelle erreicht, bei der sie in herkömmlicher Bearbeitungsmethode nicht mehr rentabel war.
  • Zusätzliches Land konnten die Krasnaer nur noch sehr schwer gewinnen, weil der rumänische Staat den Landkauf drastisch erschwerte. Im Laufe von 100 Jahren waren dem Boden Nährstoffe entzogen und nicht mehr ersetzt worden (keine Düngung), was sich nachteilig auszuwirken begann1).

⇒ s. auch Ziff. 4.3 Landbesitzer und Landlose in Krasna

Es war deshalb notwendig, nach neuen Wegen zu suchen, um insbesondere die kleineren Familienbetriebe über Wasser zu halten. Diese bereits früher von Fachleuten erhobene Forderung hatten die am Althergebrachten hängenden Krasnaer Bauern immer wieder in den Wind geschlagen.
Erst mit der rumänischen Landreform, die den Landbesitz eines Bauern oder Gutsbesitzers auf je 100 ha. beschränkte und das Anlegen von Tochterkolonien nicht mehr erlaubte, begann ein Umdenken. Der erste Schritt war, daß man den vorhandenen Boden intensiver nutzte. Weiden wurden teilweise in Ackerland umgewandelt (s. oben). Man befaßte sich jetzt mit der Frage nach der Steigerung der Ernteerträge und der dazu nötigen Maßnahmen. Diese Entwicklung wurde durch die Gründung eines Landwirtschaftsvereins (s. Ziff. 5.4. Verbände, Räte, Vereine) gefördert, der durch Schulung der Bauern deren Verständnis und Kenntnisse verbesserte.

Auch in Krasna begann man zu erkennen, daß man sich umstellen mußte. Die Dakota Rundschau schreibt am 25. 09. 1931 aus Krasna: „ Das sehen auch die Bauern ein, man meint, daß man zu besserer Arbeit übergehen muß, denn wenn man nur 25 Lei für ein Pud Gerste und auch nicht mehr für ein Pud Welschkorn bekommt, so sind wir bald alle bankrott.“

Um 1930 begannen Versuche mit verschiedenen Pflanzen, z. T. staatlich gefördert. Am 30. Juni 1931 berichtet der Staats-Anzeiger in einem Bericht aus Krasna, daß das Landwirtschaftsamt große Anstrengungen unternehme und auch beträchtliche Geldsummen aufwende, um die Lage der Bauern zu verbessern. Es stelle besseres Saatgut zur Verfügung und unterrichte die Bauern mündlich und durch schriftliche Anleitungen sowie in Ausstellungen über fortschrittliche Anbaumethoden. Es stelle den Weidegesellschaften hochwertiges Zuchtvieh zu ermäßigten Preisen zur Verfügung.

Zusammenfassend kann man feststellen: Die Krasnaer Bauern hätten in der Zeit nach 1940 dringend etwas unternehmen müssen, um ihre Erträge zu steigern.

1)
Feststellung von Agraringenieur Johannes Dölker in:125 Jahre Landwirtschaft in Bessarabien, Oldentrup 1974
krasna/f-04-01-08.txt · Zuletzt geändert: 2019/05/22 12:35 von Otto Riehl Herausgeber