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ebook:herkunft:f-00-01-10

4.1 Beginn der Geschichte von Krasna

Die eigentliche Geschichte von Krasna begann mit dem Aufruf des Zaren vom 29. 11. 1813 an die Deutschen im Herzogtum Warschau.

Viele deutsche Siedler befanden sich im Herzogtum Warschau wie oben beschrieben in einer verzweifelten Situation. Als die Russen 1813 nach Polen kamen, hatten diese Siedler sehr unruhige/schwierige Zeiten durchgemacht:

  • 1807 und 1809 Wechsel von preußischen bzw. österreichischen Herrschaften unter die polnische.
  • Die napoleonischen Kriege brachten ihnen viel Leid. Insbesondere in der Region Zamość gab es 1809 mehrere Schlachten Napoleons gegen Österreich, bei denen ihre Felder verwüstet wurden, sie die Soldaten versorgen mussten.
  • 1812 folgten Truppendurchzüge, Requirierungen, Plünderungen beim Feldzug Napoleons nach Russland und bei der Rückkehr der geschlagenen französischen Armee nach Westen.

Der Zar war auf ihre trostlose Lage bei der Verfolgung der Grande Armée Napoleons auf dem Rückzug von ihrem Russlandfeldzug aufmerksam geworden. Er machte ihnen ein verlockendes Angebot.

In seinem Aufruf vom 29. November 1813 sicherte Zar Alexander deutschen Siedlern, die sich als Kolonisten in Bessarabien niederlassen wollten, „auf ewig“ Land und Freiheitsrechte zu.

Aufruf an die Deutschen im Herzogtum Warschau vom 29. November 1813
zu einer „freiwilligen Auswanderung nach Russland“.

In neun Punkten sind die Rechte und Pflichten der Auswanderer zusammengefasst. Sie lauten (aus I. Wagner):

  1. Die russische Regierung nimmt die Kolonisten aus dem Herzogtum Warschau unter ihren besonderen Schutz und gewährt ihnen alle Rechte und Bequemlichkeiten, welche die Eingeborenen genießen.
  2. Von den Kolonisten wird verlangt, dass sie sich vorzugsweise mit der Verbesserung des Garten-, Wein- und Seidenbaues beschäftigen.
  3. Sie sind zehn Jahre lang von allen Abgaben und Grundsteuern frei.
  4. Es werden jeder armen Familie von der Krone auf zehn Jahre 270 Rubel Banco ausbezahlt; den anderen so viel, wie zu ihrer ersten Einrichtung erforderlich sein wird.
  5. Jeder Familie werden zu ihrem persönlichen und erblichen Eigentum 60 Dessjatinen Land zugeteilt (60 Dessjatinen „eine Wirtschaft“ = 65,5 Hektar).
  6. Außerdem erhalten alle diejenigen, welche keine Lebensmittel haben, vom Tage ihrer Ankunft in Russland für jede Seele pro Tag 5 Kopeken Nahrungsgeld bis zur ersten Ernte.
  7. Die Einwanderer sowohl wie auch ihre Nachkommen sind ein für allemal von der Rekrutenaushebung frei, ebenso von militärischen Einquartierungen, den Fall ausgenommen, wenn Durchmärsche stattfinden.
  8. Es steht den Kolonisten frei, ihrer Religion gemäß Kirchen zu bauen, Geistliche zu halten und ihre Religionsbräuche nach ihrer Weise auszuüben.
  9. Nach Ablauf der zehn Jahre werden andere zehn Jahre bestimmt, in welchen die den Kolonisten gewährten Unterstützungen der Krone zurückzuzahlen sind.

ebook/herkunft/f-00-01-10.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/23 09:09 von Otto Riehl Herausgeber