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ebook:herkunft:f-00-02-10

4.2 Die Weiterwanderung nach Krasna beginnt

Viele nutzten die Gelegenheit, ihrem Elend zu entkommen und einen Neuanfang zu beginnen. Sie verließen ihre kaum erworbene Heimat in Polen und zogen 1814 aus Galizien, Süd- und Neuostpreußen (seit 1807/1809 im Herzogtum Warschau zusammengefasste Gebiete) als sogenannte Warschauer Kolonisten nach Bessarabien und gründeten die Kolonie Krasna.

Zu den Weiterwanderern zählten Krasnaer Familien, die entweder eingewandert oder polnische Staatsbürger waren:

  • Eingewanderte aus Südwestdeutschland
    • um 1784/1786 in den Kreis Zamość:
      z.B. Altmeyer, Becker, Dirk, Haupt, Löb, Müller, Petsch, Söhn, Speicher, Ternes, Tokendorf, Zink
    • um 1801 – 1804 nach Südpreußen (ggf. auch schon vorher nach dem Netzedistrikt):
      z.B. Both, Dressler, Hein, Schlick, Maas
    • um 1801 – 1806 nach Neu-Ostpreußen:
      z.B. Riehl, Ritz, Rückert
    • mit unbekanntem Ziel eingewandert:
      z.B. Kuhn, Schultz, Fornwald, Leinz, Bitz, Harsche, Arnold
    • um 1800 auf die Güter des Wilhelm Friedrich Erbprinz von Nassau-Oranien in Südpreußen:
      z.B. Baldus, Becker, Hartmann, Heidrich, Hein, Müller, Wagner, Wingenbach.
  • Polnische Staatsangehörige:
    z.B. Ruscheinski, Wuitschik, Ganski, Kletki

Um 1840 übersiedelten Anwohner aus Kolonien im Raum Odessa ebenfalls nach Krasna (s. Abschnitt 5.3.5 Zuzug von 22 Familien aus Odessa-Kolonien um 1843).


Warum deutsche Siedler ?

  • Der Zar wollte selbständige Bauern, die für seine russischen Bauern als Vorbild dienen konnten.
  • Deutsche waren den Russen bereits bekannt als Kolonisten in anderen Ansiedlungsgebieten (Wolga, Odessa-Region).
  • Die Mutter des Zaren war selbst eine Deutsche.
Abb. 22: Auswanderungswege nach Bessarabien 1814 bis 1842. Karte mit Stand 1999
Zu Preußen gehörig: (1) Südpreußen, (2) Neuostpreußen
Zu Österreich gehörig: (3) Galizien
Zu Russland gehörig: (4) Region Odessa
Quelle:Von Hartmut Reule, hochgeladen auf Wikipedia.de von Axel Hindemith (User:AxelHH) - hier [1], Skizze des Autors Hartmut Reule mit Erlaubnis, selbst nachbearbeitet, GNU-FDL, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3156820


Warum wollte der Zar Deutsche aus dem Herzogtum Warschau?

  • Der Zar kannte die trostlose Lage der dort wohnenden Deutschen. Er war darauf bei der Verfolgung Napoleons auf dem Rückzug vom Russlandfeldzug aufmerksam geworden.
  • Der Zar hatte den besten Zugriff auf das Herzogtum Warschau, seine Armee stand 1813 dort.
  • Hinzu kam, dass 1813 in den meisten deutschen Ländern Auswanderungsverbote bestanden.

Warum heißen sie Warschauer Kolonisten?

Ihre Bezeichnung ist eine vereinfachende Beschreibung ihrer Herkunft aus Polen.
Die überwiegende Mehrzahl der Emigranten kam zwar aus dem Gebiet des Herzogtums Warschau. Aber manche stammten auch aus weiter nördlich liegenden Gegenden, z. B. dem preußischen Westpreußen, Pommern oder Mecklenburg.
Wir dürfen auch nicht vergessen, es waren nicht nur Deutsche, die weiterzogen. Mit der Krasnaer Gruppe zogen einige polnische Familien fort. Dies mag die zu jener Zeit bestehende Not unterstreichen: selbst Polen verließen das eigene Land.

Die “Statistischen Nachrichten über die im eigentlichen Bessarabien oder Budshak angesiedelten Warschauischen Kolonien“ aus dem Jahre 1823 beschreiben sie so:
„Die Warschauischen Colonien in Budshak, welche aus 13 Ansiedelungen bestehen, von denen jetzt (1818) 12 eingerichtet sind, und eine noch einzurichten ist, erhielten ihren allgemeinen Namen von den Warschauischen Auswanderern, die nach der letzten Vereinigung Bessarabiens mit Russland, seit 1814 bis 1818 aus dem damaligen Großherzogthume Warschau in dieses Land (wo sich bis zum J. 1806 Türkisch - Tatarische Besitzungen befanden) einwanderten.“

ebook/herkunft/f-00-02-10.txt · Zuletzt geändert: 2019/08/27 09:42 von Otto Riehl Herausgeber