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Die russische Regierung siedelte im Grundsatz in jeder Kolonie nur Angehörige der gleichen Konfession an. In Krasna waren zunächst aber auch evangelische Kolonisten mit eingewandert und angesiedelt worden. Warum dies geschah, ist dem Autor nicht im einzelnen bekannt.
Denkbar ist, dass es nicht genügend katholische Bewerber gegeben hat, um die vorhandenen Hofstellen zu besetzen. Schließlich war im ganzen Bessarabien Krasna die einzige katholische Mutterkolonie.
(Die meisten Auswanderer zwischen 1770 und 1806 nach Polen in österreichische oder preußische Gebiete suchten sich ihr Ziel nicht zuletzt auch nach der im Zielgebiet herrschenden Religion der Herrschenden aus: Preußen= protestantisch, Österreich= katholisch. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die meisten katholischen Auswanderer nach Bessarabien wohl aus dem Raum Zamość kommen, der als einzige Region Österreichs dem Herzogtum Warschau zugeschlagen worden war.)
1825 zogen 19 evangelisch-lutherische Familien aus Krasna in das neu gegründete und überwiegend von Protestanten bewohnte Katzbach um. Dies geschah wohl im Einvernehmen mit den katholischen Krasnaern. Hauptgrund waren die unterschiedlichen Feiertage, was zu gewissen Spannungen geführt hatte. Aber auch die Ansiedlungsbehörde hatte auf eine Trennung in konfessioneller Hinsicht gedrängt.
Die katholischen Familien halfen bei dem Umzug; die auf die Wirtschaften (Höfe) der Wegziehenden entfallende Landmenge wurde auf die neue Gemeinde übertragen1). Die neuen Katzbacher sollen sich, so berichtet Wagner2), zusammen in einer Straße angesiedelt haben, welche deshalb von den Einwohnern Katzbachs die „katholische“ genannt wurde. Eduard Ruscheinsky schreibt in seiner Chronik der Gemeinde Krasna3): „….sie siedelten sich am unteren Ende Katzbachs an“. Nach den offiziellen Dokumenten der beteiligten Behörden (s. unten) siedelten diese Familien in Katzbach im Anschluss an die bereits bestehenden Gehöfte an der Straße in Richtung Frere Champenoise I (Alt-Elft).
Auszug aus der Akte Odessa-6-1-1683
Resettlement of the Evangelical Colonists From Krasna to Katzbach, 1825
Submitted by Ted J. Becker, With Input From Dale Wahl, Ralph Ruff, Duane Janke, and Marty McMahon,Translated from the Russian by Sergey Karamanov I
(aus dem Englischen von mir übersetzt) Antrag der lutherischen und katholischen Kolonisten der Kolonie Krasna vom 27. Juli 1824
„FALL„
Zwischen den lutherischen und katholischen Kolonisten der Kolonie Krasna geschlossen.
Wir Kolonisten beider Glaubensbekenntnisse sind in der Kolonie zusammen angesiedelt. Bislang haben wir in zivilrechtlichen Angelegenheiten nie Meinungsverschiedenheiten gehabt. Aufgrund unserer unterschiedlichen Glaubensbekenntnisse haben wir jedoch oft Auseinandersetzungen über freie Praktiken religiöser Bedürfnisse. Um dies zu vermeiden, haben wir uns entschlossen, mit Erlaubnis der Behörden folgende Trennung vorzunehmen:
Das Amtssiegel am 27. Juli 1824 in der Kolonie Krasna angebracht.
Von den lutherischen Kolonisten handschriftlich signiert:
Im Auftrag der Katholiken:
Bürgermeister Frank.
Sekretär Karl Fein (Hein).
Stellvertreter: Lauterbach, Peter Gart (Hart), Christov Tsihart (Christoph Ziebart), Josef Vingenbach (Wingenbach), Anton Fenrikh (Fenrich), Jakob Bogolovski, Jakob Grams (Krams), Michael Mulbradt (Milbrat), …Gaucher (2).
Von den lutherischen Kolonisten von Krasna und im Auftrag der katholischen Kolonisten von den Dorfvorstehern und den dafür gewählten Abgeordneten zusammengestellt und unterzeichnet. vom Ersten Büro mit Hand und Siegel am 8. August 1824 in der Kolonie Maly Yaroslavetsk (Malojaroslawetz) beglaubigt.
(Unterschrift)“
Antrag der Gemeinde Krasna und zugehörige Dokumente der Kolonistenverwaltung sind erhalten nebst den Folgedokumenten (Odessa Staate Archive Fond 6, Inventory 1, File 1683).