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krasna:m-10-01-00

10.1 Dokumente und Berichte aus Regierung und Verwaltung

Erfreulicherweise ist eine relativ große Zahl von Dokumenten und Berichten aus dem Bereich der Verwaltung, die Krasna betreffen, erhalten geblieben.
Eine recht umfangreiche Sammlung solcher Dokumente besitzt Ted Becker, Village Coordi-nator für Krasna bei der Germans from Russia Heritage Society (GRHS) in den USA.
Adresse:
Ted J. Becker 2929 – 21st Ave. S. #411 Minneapolis, MN 55407-4564 USA
E-mail: krasna@nemontel.net

Aus dieser Sammlung stammen fast alle in den vorangegangenen Abschnitten zitierten Schrift-stücke. Aus Platzgründen können hier nur einige wichtige Aktenstücke im Wortlaut wiedergegeben werden.

  1. Aufruf des Zaren vom November 1813 zur Siedlung in Bessarabien
  2. Krasnaer Gemeindebericht von 1848
  3. Amtseid von Schulz Müller 1848
  4. Wahlliste über die Wahl des Krasnaer Schulzen im Jahre 1857
  5. Krasna – Dorfbericht 1940

Aufruf des Zaren vom November 1813 zur Siedlung in Bessarabien

Aufruf an die Deutschen im Herzogtum Warschau vom 29. November 1813
zu einer „freiwilligen Auswanderung nach Rußland“.

In neun Punkten sind die Rechte und Pflichten der Auswanderer zusammengefaßt. Sie lauten nach I. Wagner und W. Mutschall:
Die russische Regierung nimmt die Kolonisten aus dem Herzogtum Warschau unter ihren besonderen Schutz und gewährt ihnen alle Rechte und Bequemlichkeiten, welche die Eingeborenen genießen.

Von den Kolonisten wird verlangt, daß sie sich vorzugsweise mit der Verbesserung des Acker-, Garten-, Wein- und Seidenbaues beschäftigen.

  1. Sie sind zehn Jahre lang frei von allen Abgaben und Grundsteuern, abgesehen von einer geringen Zahlung an die bessarabischen Pächter.
  2. Es werden jeder armen Familie von der Krone auf zehn Jahre 270 Rubel Banco ausbezahlt; den anderen soviel, wie zu ihrer ersten Einrichtung erforderlich sein wird.
  3. Jeder Familie werden zu ihrem persönlichen und erblichen Eigentum 60 Desjatinen Land zugeteilt (60 Desjatinen „eine Wirtschaft“ = 65,5 Hektar).
  4. Außerdem erhalten alle diejenigen, welche keine Lebensmittel haben, vom Tage ihrer Ankunft in Rußland für jede Seele pro Tag 5 Kopeken Nahrungsgelder bis zur ersten Kornernte.
  5. Die Einwanderer sowohl, wie auch ihre Nachkommen sind ein für allemal von der Rekrutenaushebung frei, ebenso von militärischen Einquartierungen, den Fall ausgenommen, wenn Durchmärsche stattfinden.
  6. Es steht den Kolonisten frei, ihrer Religion gemäß Kirchen zu bauen, Geistliche zu halten und ihre Religi-onsgebräuche nach ihrer Weise auszuüben.
  7. Nach Ablauf der zehn Jahre werden andere zehn Jahre bestimmt, in welchen die den Kolonisten gewährten Unterstützungen der Krone zurückzuzahlen sind.

Krasnaer Gemeindebericht von 1848

Mit Rundschreiben des Staatsrats Eugen von Hahn1) vom 08. 01. 1848 an alle Schulzenämter und Lehrer der ihm unterstellten deutschen Kolonien wurden diese aufgefordert, innerhalb von vier Monaten „kurzgefaßte geschichtliche Übersichten der Gründung und des Bestehens“ der einzelnen Kolonien vorzulegen. Die näheren Umstände dieses Auftrags sind von M. Woltner2) und von Leibbrandt3) dargestellt, die je für einen Teil der Kolonien diese Berichte veröffentlicht haben.

Den Krasnaer Gemeindebericht hat der damalige Dorfschulz von Krasna erstellt. Er datiert vom 08. Mai 1848. Der Bericht ist abgedruckt in einem Buch von Joseph Malinowsky4). Der Autor bemerkt vorab:
„Die Quellen der im folgenden herausgegebenen Berichte der Gemeindeämter wurden aus den Akten des Fürsorgekomitees für ausländische Ansiedler aus dem Archive des Odessaer (früher Jekaterinoslawer) Generalgouvernements (Archiv Odesskago Gradonatschalstwa) vom Jahre 1848 wörtlich abgeschrieben….Die Berichte sind genau wörtlich veröffentlicht, wie sie vorgefunden wurden, nur mit dem Unterschiede, daß die heute gültige Rechtschreibung angewandt wurde“.

Auf diesen Text beziehen sich üblicherweise spätere Beschreibungen über die Entstehung der Kolonie Krasna.

Hier der aus dem Buch von Malinowsky buchstabengetreu entnommene Text:

Auswanderung aus Deutschland und Niederlassung in Polen im Jahre 1800-1803
Die ersten Ansiedler der Kolonie Krasna, römisch-katholischer Religion waren Unterthanen des Churfürstentums – jetzt Königreichs Bayern im Minker (Münchner) Kreis5)

  • In den Jahren 1800-1803 verließen viele Deutsche, da Kriegsunruhen, die die französi-sche Revolution zur Folge hatte, ihr Vaterland, um in anderen Staaten eine neue Heimat zu suchen. Ein Aufruf des Königs von Preußen lud die Kolonisten nach Preußisch-Polen ein. Auf diese Einladung kamen die jetzigen Krasnaer in das Herzogtum Warschau, wo sie bis 1814 unweit von Warschau in einer Kolonie angesiedelt waren.
  • Ansiedlung an der jetzigen Stelle. Die alles zerstörenden Kriegszüge der Franzo-sen nach Rußland über Polen brachten die Kolonisten beinahe um alle ihre Habe. Da fühlten die Kolonisten, daß das zerrissene Polen ihnen keine Sicherheit und Schutz für die Zukunft geben konnte und folgten der damals von der russischen Regierung ergangenen Einladung, sich in Bessarabien anzusiedeln. – Aufruf der russ. Regierung v. J. 1813.
    • I. Die russ. Regierung empfängt die auswandernden Kolonisten des Herzogtums Warschau unter ihren besonderen Schutz, überläßt ihnen das Recht, alle Be-quemlichkeiten, wie auch Vorrechte und den Schutz der Gesetze, welche den russ. Eingeborenen vorgeschrieben sind, zu genießen.
    • II. Wird von den Ausgewanderten verlangt, daß sich solche vorzüglich mit Verbes-serung des Ackerbaus, Anlegung von Fruchtgärten, des Weinbaus und insbesondere des Seidenbaus, wer sich hierzu qualifiziert, überhaupt aber sich mit allem abgeben sollen, was einen guten Landmann und einen neuen An-sässigen, welcher unter dem Schutz seines Monarchen steht, geziemt.

Versprochene Rechte:

  1. Die Freiheit von sämtlichen Abgaben und (Landesverpflichtungen) von dem Tage ihrer Ankunft nach Rußland an, auf 10 Jahre, ausgenommen einer geringen Bezahlung an die bessarabischen Pächter.
  2. Werden den armen Familien von der Krone überschlagsmäßig auf 10 Jahre 270 Rubel Banko, den anderen soviel ihrem Zustande gemäß zu ihrer ersten Einrich-tung erforderlich sein wird, ausgezahlt.
  3. Werden einer jeder vollständigen Familie zum ewigen und erblichen Eigentum 60 Dess. Land bestimmt.
  4. Außerdem erhalten alle diejenigen, welche keine Lebensmittel haben, von dem Tage ihrer Ankunft nach Rußland, für jede Seele pro Tag 5 Kop. Nahrungsgelder bis zur ersten Ernte.
  5. Sowohl sie als auch ihre Nachkommen sind ein für allemal von der Rekrutenaushebung und militärischen Einquartierung frei, einen ungewöhnli-chen Fall ausgenommen, wenn nämlich das Militär durchaus die Dörfer passieren muß. Auch dieses geschieht aber nur auf kurze Zeit, als bei Übernachtungen und Rasttagen.
  6. Ferner steht es den Kolonisten frei ihrer Religion gemäß Kirchen zu bauen, Geistli-che zu halten, und ihre Religionsgebräuche gehörig zu observieren.
  7. Nach Verlauf der 10 Jahre von ihrer Ankunft nach Rußland, werden andere 10 Jahre bestimmt, in welcher jeder das von der Krone überschlagsmäßig erhaltene Geld, erstatten muß.“

Diesem Rufe folgend verließen die genannten Ansiedler – 133 Familien in armen und drückenden Umständen, aber mit Freuden einer besseren Zukunft entgegensehend ihre pol-nischen Ansiedlungen Orschokowin und Schitonitz 1814 unter der Anführung des Mattheis Müller und Peter Becker teils auf eigenen ärmlichen Fuhrwerken, teils auf gemieteten Wagen. Viele kamen auch zu Fuß, und als sie bei Utschiluk die russ. Grenze überschritten hatten, be-kamen sie Quartiere in Moldowanerdörfern. Auch in Kischinew hatten viele Quartiere. Ein großer Theil lag in Bender von September 1814 bis Juni 1815, und manche bis zum Frühjahr 1816.

Ansiedlung von Krasna 1815 – 1816

Auf Verfügung der Obrigkeit kamen 90 Familien auf den zur Ansiedlung bestimmten Ort im Tale Kugelnik, wohin die anderen 43 Familien im Frühjahr 1816 nachfolgten. Die anzusiedelnde Steppe war mit hohem Gras und Burian bewachsen – ohne menschliche Wohnungen. Das Land war verpachtet an drei Bulgaren namens Iskro, Loto und Karpp. (Auch wohnte hie und da ein Tischler).

Zum Häuserbau bekam jeder Ansiedler das erforderliche Bauholz: 4 Eckpfosten, Türen, Fenster und ein Stück Holz für eine Bank und 8 Rubel Banco. Für die übrigen Bedürfnisse hatten die Ansiedler selbst zu sorgen. Als Wirtschaftsgeräte bekam jede vollständige Familie einen höl-zernen Wagen, zu welch letzterem ein Jahr späte etwas Eisen zur Verbesserung erhalten wurde. Ferner – eine Egge, 2 Sensen, zwei Sicheln, eine eiserne Schaufel, eine Hacke, einen Dängelstock u.a. kleine Geräte. Als Zugvieh bekam jede Familie ein Paar Stiere (Ochsen) und eine Kuh. Zur Aussaat - 4 Tschetwert Weizen, 2 Tschetwert Kartoffeln. Ferner bekam jede Seele 1 1/2 Jahre lang monatlich ein Pud Mehl aus einem Magazin in Tarutino. Obwohl nun die russ. Regierung Millionen für die Kol. Verausgabte, um den Kolonisten Unterstützung zu gewähren, so wurden doch die Kol. Von Lieferanten, besonders von einem Pollners sehr oft betrogen. Das gelieferte Vieh war sehr mager, die Gerätschaften sehr schlecht, das Mehl verdorben, die versprochenen 5 Kop. Tagegelder wurden meistens nicht erhalten. Auf diese Weise wurden die Ansiedler gezwungen sich als Tagelöhner zu verdingen, um ihre Familie nicht darben zu lassen. Aus Mangel an Zugvieh wurde die Landwirtschaft sehr schwach betrieben. Manchmal spannten 2-3 zusammen, um ihre Äcker zu pflügen. Viele machten mit der Hacke den Boden locker und säeten ihr bischen Getreide. Anfangs wurde die Kol. „Elisabeta“, nachher „Konstantinschutz“ genannt. Nach einigen Jahren wurde auf Allerhöchsten Befehl das Dorf Krasna genannt.

Zerteilung der Kol. Krasna und Ursachen derselben i. J. 1825. Unter den 133 in Krasna angesiedelten Familien, befanden sich 19 evangelische Familien. Da nun sowohl die Katholiken, als auch die Protestanten ihre besondere Feiertage und religiöse Gebräuche hatten, so entstand in den 9 Jahren des Zusammenwohnens, wenn nicht Streit und Haß, so doch manche Reibungen. Deshalb kam die Gemeinde überein, die höhere Obrigkeit zu bitten, den evangelischen Familien zu gestatten, in die damals neugegründete Kol. Katzbach zu übersie-deln, was auch 1825 genehmigt wurde.

Beschreibung des Tales und Anlage der Kolonie. Der Fluß Kugelnik zieht von Osten nach Süden. Das Dorf liegt mitten im Tal in 2 Häuserreihen. Krasna ist 100 Werst von der Gou-vernementsstadt Kischinew, 90 W. von Akkermann u. 90 W. von Ismail entfernt. Die Häuser waren früher meistens gestampft; auch einige von Luftziegeln und mit Rohr gedeckt. Auf bei-den Seiten des Dorfes hinter den Höfen sind Obstgärten angelegt. Im Jahr 1848 legten 48 Wirte 1 Werst vom Dorfe an einem Abhange Weinberge an, in welchem jeder 1500 Weinstöcke pflegte. Im J. 1847 gab es schon eine reichliche Weinernte.

1818 wurde ein steinernes Bethaus gebaut und mit Rohr gedeckt. Das Pfarrhaus ist aus Lehm gebaut, steht 8 Faden von der Kirche. 1836 wurde in der Mitte des Dorfes ein hübsches Schulhaus gebaut. 1844 wurde unweit des Schulhauses ein Vorratsmagazin aus Stein erbaut und mit Rohr gedeckt. 1839 wurde eine Gemeindekanzlei in der Mitte des Dorfes gebaut. Das Landquantum der Kol. Kr. Beträgt 6688 Dess. Und 844 Faden6). Die Landfläche wird durch mehrere Teiche und Täler durchkreuzt. Im Tale ist 2 Fuß tief Schwarzerde; dann kommt salpet-riger Boden. Auf der Anhöhe ist der Boden 2 Fuß tief schwarz aber mit Sand gemischt. Der Boden trägt gut Winterweizen, Roggen, Hafer, Gerste, Hirse, Mais, Hülsenfrüchte u. Kartoffeln. Grasarten sind folgende: Schmellen, Wicken, Steinklee, Haargras, Zwecken u.a. Künstliche Futterkräuter wurden noch nicht angepflanzt.

Ereignisse. Während des russisch-türkischen Krieges 1827 hatten die Kol. Einquartierun-gen und mußten viele Fuhren geben. Mißernten waren: 1830, 1832, 1833, 1834, 1839, wo kaum die Aussaat geerntet wurde. Die Feldmäuse machten großen Schaden in d. J. 1822, …23 u.…24. Heuschrecken waren: 1825,…26, …27, …36, u. …47. Durch Hagelschlag erlitt die Ge-meinde großen Schaden i. J. 1843. Viehseuche waren in den J. 1827,…34, …39 u. …44. Pfer-deseuche 1847, …48.

Den Wohlstand verdankt die Kol. Außer Gott u. der Obrigkeit, dem Fleiße in Acker- und Weinbau, Viehzucht. Besonders aber arbeiten die Frauen u. Mädchen im Winter: spinnen Wolle, Flachs und machen Tuch und verschiedene Decken (6 R. das Stück).

Kol. Krasna, den 8. Mai, 1848.
Schulz Müller.
I. Beisitzer Söhn.
II. Beisitzer Bonakowsky
Schulehrer Caspar Matery.

Amtseid von Schulze Mathias Müller aus dem Jahre 1848

Die Umschrift aus der alten Handschrift besorgte Paul Wingenbach

Abb.122: Amtseid von Schultz Mathias Müller Teil 1
Abb.123: Amtseid von Schultz Mathias Müller Teil 2

Wahlliste über die Wahl des Krasnaer Schulzen im Jahre 1857

(Odessa State Archive Fond 6 Inventory 4 file 18018 pages 44-47)

Abb.124: Wahlliste von 1857

Es folgen 5 Seiten mit Unterschriften, die aus Platzgründen nicht abgedruckt sind. Ihnen schließt sich die Schlußseite mit dem Bestätigungsvermerk des Schulzen an (s. folgende Seite).

Abb.125: Wahlliste von 1857 - Schlußseite mit dem Bestätigungsvermerk des Schulzen

Krasna – Dorfbericht 1940

DAI Film – T81 316 (angefertigt vom Deutschen Auslandsinstitut für die Planungen zur Umsiedlung)

Ort: Krasna Ortsbezirk: Be 10 Krasna

Dorfbericht

  1. Ort: Krasna
    Pfarrei: Krasna
    Kreis: Akkermann
  2. Familien: 600
    Personen: 2832
    Bauernhöfe: 446
  3. Berufe:
    Landwirte: 380
    Andere Berufe: 61
    Handwerker: 58
    Andere Berufe: 3 (Lehrer, Kaufleute, Buchhalter)
  4. Herkunft: Fränkisch –Bayrisch
    Wird Muttersprache noch gesprochen: Ja
    Andere integrierte Leute: Polen-Deutsche
  5. Gemeinschaftsbewußtsein: Vereinsheim, Gemeinschaftsladen, Volksbank Bücherei, Jugendgruppe, Chor, Orchester, Gemeindeweide
  6. Ungefährer Prozentsatz der Deutschen an der Gesamtbevölkerung: Gut, 99.5%
  7. Einwanderungsjahr: 1814
  8. Transportsituation: nahe der Bahn, aber kein Bahnhof, sonst erträglich
    Entfernung zu ausgebauter Straße: an eine angeschlossen
    Entfernung zur nächsten Stadt: 10 km
    Ist die Wirtschaft des Dorfes von der nahen Stadt abhängig: Ja
  9. Allgemeines Landschaftsbild: weites Tal, Bergrücken verlaufen von Nord nach Süd
  10. Ackerkrume: Humus (Schwarzerde)
    Hauptanbau: Weizen, Gerste, Mais, Ölfrüchte
  11. Vieh: vielfältig (Pferde, Rinder, Schafe, Geflügel)
  12. Wichtigste landwirtschaftliche Landnutzung: Ackerbau, Karakul-Zucht und etwas Rinderzucht
  13. Vertrauensleute:
  14. Allgemeiner Wert der Gemeinde in Bezug auf Landwirtschaft, Bräuche, Rasse, bewertet von 1-3: 2
  15. Charakteristisch für das Dorf: Konservativ bezüglich Bräuchen und Traditionen
  16. Vorschläge für die Ansiedlung der Gemeinde: Aufteilung in mehrere Orte in Besuchsentfernung, Mischen mit Familien anderer Konfessionen

1)
Eugen von Hahn war gebürtiger Deutscher griechisch-orthodoxen Glaubens, der als verdienter russischer Beamter 1841 zum „ältesten“ Mitglied und 1845 zum Vorsitzenden des Fürsorgekomitees ernannt wurde.
2)
Sammlung Georg Leibbrandt : Quellen zur Erforschung des Deutschtums in Osteuropa Band. 4 Die Gemeindeberichte von 1848 der deutschen Siedlungen am Schwarzen Meer- bearbeitet von Margarethe Woltner
3)
Georg Leibbrandt, Die deutschen Kolonien in Cherson und Bessarabien, Berichte der Gemeindeämter über Entstehung und Entwicklung der lutherischen Kolonien in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhundert, Stuttgart: Ausland und Heimat Verlags- Aktiengesellschaft, 1926
4)
Malinowsky, Josef Aloys „Die Deutschen katholischen Kolonien am Schwarzen Meere: Berichte der Gemeindeämter über Entstehung und Entwicklung dieser Kolonien in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts“. Stuttgart: Ausland und Heimat Verlags-Aktiengesellschaft, 1927. S. 33
5)
Zur Erläuterung:
Kurfürst Karl Theodor (1742 - 1799) regierte die Kurpfalz, als der Tod des letzten bayerischen Herzogs 1777 die Vereinigung Bayerns mit der Pfalz brachte. Entsprechend den Hausverträgen zog Karl Theodor nach München um. Die Kurpfalz bildete den bayerischen Regierungsbezirk Pfalz oder Rheinpfalz. 1795 eroberten Truppen der Französischen Revolution den linksrheinischen Landesteil der Kurpfalz; der Rhein wurde zur Grenze zwischen Pfalz-Bayern und Frankreich. Der rechtsrheinische Teil wurde bei der Neugliederung des Reiches 1803 Baden zugeschlagen. Der linksrheinische Teil kam erst 1815 wieder an Bayern zurück.
Am 1. Januar 1806 wurde aus dem Churfürstentum Bayern das Königreich Bayern.
Die katholischen Neuburger, die neben bayerischen Gebieten die niederrheinischen Herzogtümer Jülich und Berg beherrschten, betrieben in der Kurpfalz eine späte Gegenreformation. Regierte Kurfürst Johann Wilhelm (1690-1716) vorzugsweise von Düsseldorf aus, so machte sein Bruder und Nachfolger Karl Philipp 1720 Mannheim zur Residenz. Ihm folgte 1742 als nächster Agnat Karl Theodor von Pfalz-Sulzbach, der 1777 auch Kurbayern erbte und deswegen nach München übersiedelte.
Als Karl Theodor 1799 starb, vereinigte Max Joseph, zuvor Herzog von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld, alle wittelsbachischen Länder wieder in einer Hand - die westlich des Rheins gelegenen waren allerdings inzwischen vom revolutionären Frankreich besetzt und wurden diesem im Frieden von Lunéville förmlich abgetreten. Der Reichsdeputationshauptschluß von 1803 besiegelte auch das Ende der rechtsrheinischen Rest-Kurpfalz, die unter die zum Kurfürstentum erhobene Markgrafschaft Baden, die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und die Fürstentümer Leiningen und Nassau-Weilburg verteilt wurde. Der Anteil Leiningens kam bei dessen Auflösung 1806 ebenfalls an Baden. Florian Müller zu der Textpassage:“… waren Unterthanen des Churfürtentums -jetzt Königreichs Bayern im Minker (Münchener) Kreis.“ -aaO, S. 108- „….leider ist dieser Bericht nicht das Original, sondern eine Abschrift, die für das Ordinariat in Tiraspol gefertigt wurde. In dieser Abschrift sind zwei Korrekturen des Urtextes sichtbar. Erstens ergänzt der Abschreiber den vermutlichen Urtext ‘waren Unterthanen des Churfürstentums Bayern’ in den Text ‘waren Unterthanen des Churfürstentums -jetzt Königreichs Bayern.’
Der Schulze Müller, der den Bericht 1848 geschrieben hat, wußte, daß die Krasnaer aus dem Churfürstentum, d.h. aus der Kurpfalz stammen. Die Kurpfalz war seit 1777 mit Bayern vereinigt und bildete den Bayerischen Regierungsbezirk Pfalz oder Rheinpfalz. Seit 1799 regierte das Kurfürstentum Bayern Maximilian IV. Josef von der Wittelbacher Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken. Schulze Müller schreibt also, daß die Krasnaer zwischen 1800 bis 1803 aus Kurpfalz Bayern, dem heutigen Rheinland-Pfalz, nach Polen ausgewandert sind. Der Abschreiber des Originals dachte, er müsse Schulze Müller korrigieren und hat ergänzt ‘Unterthanen des Churfürstentums -jetzt Königreichs Bayern’, denn inzwischen war Bayern ein Königreich geworden. Und der Abschreiber ergänzt noch mehr, indem er den unklaren und unbekannten Kreis Minken einfach in Kreis München umbenennt. “
6)
Es handelt sich bei dieser Zahl nur um das brauchbare Land; die Gesamtfläche war 6948 Desjatinen und 344 Faden2
krasna/m-10-01-00.txt · Zuletzt geändert: 2019/05/24 09:57 von Otto Riehl Herausgeber