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3.2 Namensgebung der Kolonie Krasna

Die ersten 13 bessarabischen Kolonien wurden anfangs mit der Nummer des Landstücks in dem Gesamtplan der Landvermessung bezeichnet, auf dem sie lagen. Krasna war Steppe Nr. 7, oft auch als „Katholische Kolonie“ bezeichnet. Von den nüchternen Nummern ging man sehr bald zu Namen über, meist abgeleitet von russischen Persönlichkeiten aus der Zarenfamilie oder anderen Fürstendynastien.
Ein Aktenstück des Jahres 1819 über die Aufteilung evangelischer Kolonien auf Kirchspiele1) zeigt, daß Krasna bald nach seiner Gründung Konstantinovskaya/ Konstantinschutz genannt wurde. Das ergibt sich auch aus Taufbucheintragungen Krasnas in den Jahren 1816-1817. Wer diese Namensgebung veranlaßt hat, ist nicht auszumachen.

Laut Gemeindebericht 1848 (Wortlaut s. Ziff. 10.1 Dokumente und Berichte aus Regierung und Verwaltung) soll Krasna anfangs „Elisabeta“ geheißen haben und erst später „Konstantinschutz“. Da Tarutino ebenfalls Elisabetha genannt wurde, wäre es ungewöhnlich, wenn zwei benachbarte Orte den gleichen Namen gehabt hätten. Deshalb ergibt sich für diese Aussage Klärungsbedarf:

  • Falls der Autor seine Information von Leuten aus der Zeit um 1815 selbst hat, ist denkbar, daß die Krasnaer ihren Ort tatsächlich zunächst Elisabetha genannt haben und sie diesen Namen wieder aufgaben oder auf Anordnung der Obrigkeit aufgeben mußten, weil auch der Nachbarort so hieß. Im Gemeindebericht von Tarutino wird ausdrücklich festgestellt, daß die Behörden diesen Namen dort akzeptierten.
  • Falls die Aussage des Autors auf Eintragungen im Krasnaer Kirchenbuch mit dem Ortsnamen Elsabetha beruht, könnte es sich um ein Mißverständnis handeln, denn die betroffenen Personen kamen nachweisbar tatsächlich aus Tarutino/Elisabetha und nicht aus der „katholischen Kolonie“.

Im Jahr 1818 erhielten alle bis dahin gegründeten Kolonien auf Befehl des Zaren ihre späteren Namen, sogenannte Gedächtnisnamen. Möglicherweise stand die offizielle Namensgebung im Zusammenhang mit dem Bessarabienbesuch von Zar Alexander I.. Die Namen wurden abgeleitet von Orten und Flüssen, an denen die Verbündeten Rußland, Preußen und Österreich in den Freiheitskriegen von 1812 bis 1815 gegen Napoleon siegreiche Schlachten geschlagen hatten oder mit anderen wichtige Aktionen erfolgreich waren. So wurde auch für die später (nach 1820) gegründeten Katzbach und Dennewitz verfahren, so daß insgesamt 15 bessarabische Kolonien einen Namen mit Geschichtsbezug erhielten2), z.B. Tarutino, Borodino, Beresina, Arzis, Brienne, Paris, Leipzig, Teplitz, Katzbach, Krasna.

Der Name Krasna kommt von Krasnoye (Krasnoi, Krasnye, Krasnaoi), etwa 70 km südwestlich von Smolensk gelegen, wo die Franzosen am 17. November 1812 sechstausend Tote und weit über 10.000 Gefangene verloren, die Russen 700 Mann. Der Name Krasna taucht im Taufbuch von Krasna im Jahre 1818 auf, 1817 wird noch von der „Katholischen Kolonie“ gesprochen.

Krasna behielt seinen Namen bis zur Umsiedlung im Jahre 1940. Die Schreibweise war in Deutsch = Krasna, in Russisch = Krasnoe/Krasninskaja, in Rumänisch = Crasna.

1)
Welfare Committee of Foreign Settlers of South Russia, Departmental No. 15 Archive No. 1245 FILE about pastors dividing the Bessarabian colonies into two parishes, Odessa State Historical Archive Fond 6 Inventory 1 file 1245
2)
Bei Ortsgründungen ab 1830 benannten die Siedler ihre Dörfer nach ihrer Wahl, z.B. Hoffnungstal, Friedenstal, Gnadental, Lichtental.
krasna/e-03-02-00.txt · Zuletzt geändert: 2019/04/01 09:56 von Otto Riehl Herausgeber