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krasna:f-04-01-06

4.1.6 Viehwirtschaft

Von den Krasnaern wurden viele Haustierarten gehalten. Die großen Höfe und die sonst bestehenden Bedingungen waren hierfür förderlich. Neben der Pferde- und Rinderzucht wurde auch Schweine- und Schafzucht betrieben sowie Geflügel gehalten.
Weideland war genügend vorhanden, und an Heu mangelte es auch nicht. Stroh, Spreu und andere pflanzliche Nahrung war ebenfalls ausreichend vorhanden. Nach amtlichen Angaben gab es im Jahre 1827 in Krasna bereits 265 Pferde, 1335 Stück (Rind-)Vieh, 367 Schafe1).
Das Vieh wurde in Hürden gehalten. Man nannte sie „Harmane“. Fast auf jedem Hof befand sich ein solcher Harman.

Die Pferdezucht

Im Gegensatz zu anderen Völkerschaften nutzten die Deutschen schon bald nach ihrer Ansiedlung das Pferd statt des Ochsen als Arbeitstier. Pferde waren der ganze Stolz des Kolonisten. Sie waren sein Zugtier für alle Zugleistungen, sei es auf dem Feld oder auf der Straße, am Brunnen oder beim Dreschen. Sie dienten auch den wenigen Stunden der Freizeit: man ritt aus, man spannte sie vor die Kutsche oder den Schlitten. Für viele Bauern waren Pferde auch ein Statussymbol, ähnlich wie heute Autos.

Schon früh begannen die Kolonisten durch Kreuzungen ein Pferd zu züchten, das ihren speziellen Anforderungen gerecht wurde: das „deutsche Kolonistenpferd“. Das Kolonistenpferd war ein leichtes Pferd. Nach dem vorhandenen bessarabischen Schrifttum war es eine Kreuzung aus Arabern, Orlow-Trabern und anderen Rassen. Es war kräftig und zäh, hatte einen eleganten Gang. Es mußte enorme Arbeitsleistungen erbringen.

Dieses Pferd wurde im Laufe der Zeit über die bessarabischen Kolonien hinaus bekannt. Es war auf den Märkten sehr gefragt.

Abb. 55: Orlower Traber

Auch die Krasnaer Bauern betrieben Pferdezucht, die offensichtlich über die nähere Umgebung hinaus bekannt war. Florian Müller2): „Die Karamurater holten sich bis zur Umsiedlung ihre schönen Pferde aus Krasna. Nach Dreikönig fuhren jedes Jahr einige Bauern nach Krasna per Bahn und kamen mit 20 bis 30 rassigen Pferden mit dem Wagen über die zugefrorene Donau nach Hause.“

Abb. 56: Zuchthengst

Zuchthengste

Die deutschen Dörfer schafften schon in den frühen Jahren nach der Gründung Zuchthengste auf Kosten der Gemeinde an. Die Hengste holte man überwiegend in Cherson und Taurien (beides östlich von Odessa). Dies war auch in Krasna so, allerdings wurden in rumänischer Zeit nur noch Hengste von Einzelbauern gehalten.

Bereits zehn Jahre nach Gründung der Kolonie gab es in Krasna 265 Pferde, d.h. jeder der 114 Bauernhöfe hatte im Durchschnitt bereits mehr als zwei Pferde. 1940 werden es bei den knapp 500 Bauernhöfen schätzungsweise zwischen 1500 und 2000 gewesen sein. Kleinere Bauern hatten etwa vier, mittlere sechs bis acht, große noch mehr Pferde. Mindestens vier Pferde benötigte man zum Pflügen und Dreschen. Vor den Wagen wurden im Normalfall zwei Pferde gespannt.

In Bessarabien waren die Pferde übrigens nicht mit Hufeisen beschlagen. Dies war wegen der weichen Wege nicht erforderlich (es gab kaum befestigte Straßen).

⇒ zum Pferdefutter s weiter unten, Fütterung des Viehs

Die Rinderhaltung

Bei der Ansiedlung 1814/1815 bekam jede Wirtschaft ein Paar Ochsen und eine Kuh. Ochsen als Zugtiere wurden sehr bald abgeschafft, weil das Pferd den Kolonisten als Zugtier besser geeignet erschien. Dagegen wandte man sich der Rinderzucht als Erwerbsquelle zu.
Da man in den ersten Jahrzehnten der Kolonien noch über große Weideflächen verfügte, nutzte man diese zur Aufzucht von Jungtieren. Die Kolonisten kauften Jungvieh auf, brachten es auf die Weide, mästeten es und verkauften es im Herbst in Odessa. Dort fand Schlachtvieh einen guten Absatz. Bis zur Jahrhundertwende war die Viehwirtschaft insgesamt einträglicher als der Getreideanbau.

Am Anfang züchteten die Kolonisten einheimisches Vieh, das sie für ihre Zwecke unter den bessarabischen Bedingungen gut geeignet hielten. Das ukrainische Rind brachte zwar nur geringe Milchleistung, was aber nicht übermäßig störte, denn die Viehhaltung der Kolonisten war bis in die 1890er Jahre fast ausschließlich auf die Fleischproduktion ausgerichtet, nicht auf Milchgewinnung. Milch wurde nur für den eigenen Haushalt gebraucht.
Um die Jahrhundertwende begann sich die Lage zu ändern. Allmählich ging man in der Viehhaltung auf Milchvieh über. Hierfür nutzte man die rote Kuh aus Molotschna (Südrußland), die das bessarabische Steppenklima gut vertrug.

Nach der Angliederung Bessarabiens an Rumänien war Mastvieh weniger gefragt. Dagegen wurden Butter und Käse besser bezahlt. Entsprechend verlagerten die bessarabischen Bauern ihre Viehwirtschaft stärker auf die Milcherzeugung. Man suchte die Milchmenge pro Kuh zu steigern. Stallfütterung nahm zu. Die Weiden wurden verbessert durch Einsaat von nahrhaftem Futter. Dies war auch deshalb nötig, weil man die Weideflächen in rumänischer Zeit –bedingt durch den Landmangel - zugunsten von Ackerland verkleinerte.
Hielt man um die Jahrhundertwende im wesentlichen die rote Molotschnaer Kuh, so kam in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts die sogenannte Angeler-Kuh aus Schleswig-Holstein hinzu.

Die Milchzunahme und die damit verbundenen Einnahmemöglichkeiten führten in den deutschen Dörfern zur Gründung von Molkereien, die die Milchverarbeitung übernahmen. Dies war auch in Krasna so.
⇒ s. Ziff. 4.4 Handwerk, Handel, und Bankwesen in Krasna

Die Schafhaltung

Die Kolonisten übernahmen die Schafzucht von den Moldauern, die diese bereits bei der Ankunft der Kolonisten ausgiebig betrieben. Außer der Wolle und dem Fleisch nutzten die Bessaraber die Schafe zur Gewinnung von Schafskäse. Lammfleisch wurde gern gegessen. Es konnte auch zu guten Preisen verkauft werden. Die Lammzeit begann im März.
⇒ s. Ziff 5.5 Essen und Kleidung

Schließlich bot auch der Verkauf der Schafsfelle eine gute Einnahmemöglichkeit. Wollschafe waren die Grundlage für die sich in Tarutino und anderen Orten etablierenden Tuchfabriken.
Sommers kamen die Schafe auf die Weide (Hirte). Im Winter hielt man sie im Schafstall mit Harman (überdachter Raum mit Umzäunung).

Einige Krasnaer Bauern begannen in den letzten Jahren vor der Umsiedlung mit der Aufzucht von Karakulschafen. Karakulschafe waren sehr wertvoll: Aus dem Fell ihrer Lämmer wurden teure Persianerpelze gefertigt und auch die für Bessarabien typischen schwarzen Fellmützen der Männer.

Die Schweinehaltung

Das Schwein war neben dem Rind für die Ernährung der Kolonisten am wichtigsten. Aber weder im 19. Jh. noch im 20. Jh. sah man die Schweinemast als Einnahmequelle. Für den Verkauf produzierte man kaum, sondern im wesentlichen für den eigenen Bedarf. Gehalten wurden meist Rassen aus der rumänischen Moldau, keine Edelrassen.
Nach der Jahrhundertwende zogen die Bauern teilweise die Ferkel noch aus eigenen Würfen groß. Meistens wurden aber Ferkel oder Läufer im Frühjahr auf den Märkten in Tarutino oder Arzis gekauft. Die Ferkel wurden zu Prachtexemplaren herangemästet und im Herbst /Winter geschlachtet, je fetter das Schwein, desto stolzer der Bauer. So versorgte man sich mit Schmalz, Rauchfleisch, Schinken und Wurst etc.
Gehalten wurden die Schweine in einfachen Bretterverschlägen, im Herbst/Winter wurden sie ja geschlachtet. ⇒ Schlachten s. unter Ziff. 5.5 Essen und Kleidung

Die Fütterung des Viehs

Man muß nach Weidefütterung und Stallfütterung unterscheiden.

Weidefütterung

In Krasna wie in anderen Kolonien ließ man alles Vieh, auch die Gänse, (sowie die Pferde, die man nicht zur Arbeit benötigte) im Sommer auf der Gemeinschaftsweide weiden und fressen. Die Tiere wurden von Hirten, die bei der Gemeinde angestellt waren, gehütet. Vom Frühjahr bis zum Spätherbst, solange es Witterung und Grasbestand zuließen, trieben sie das Vieh morgens auf die Weide. Zur Nacht kam das Hornvieh nach Hause, während man Schafe und Pferde über Nacht auf der Weide ließ. Auch das Geltvieh (Jungvieh) kam in Krasna abends nicht nach Hause.

Die Gemeinschaftsweide war Land, das den Bauern gemeinschaftlich gehörte. Bei der Gründung der Kolonie ging eine bestimmte Anzahl Desjatinen von jedem Hofland in die Gemeindeweide. Später waren die Anteile unterschiedlich, weil auch die Hofgrößen sich im Laufe der Jahre veränderten (s. Ziff. 4.3 Landbesitzer und Landlose in Krasna). Jedem Wirt war entsprechend seinem Landbesitz in der Gemarkung Krasna (auswärtiges Land zählt nicht mit) eine bestimmte Anzahl Tieren zugestanden, die er auf die Weide führen durfte. So mußte man z. B. für jedes Rind, das man zur Weide schickte, ein Weidestück von einer bestimmten Größe (eine sog. Taxe) zur Verfügung stellen. Besaß man nicht genügend Tax-Land, so konnte man von anderen Bauern, die ihres nicht ausnutzten, welches pachten.

In den Anfangsjahren bedeckte die Weide einen großen Teil der Krasnaer Gemarkung. Im Zuge der Verknappung von Land (s. oben) wurde mehr und mehr Weideland in Ackerland umgewandelt. 1927, sagt E. Ruscheinsky, war das Tal noch zum größten Teil Weide, und etwa 1935-1940 betrug das Weideland 1363 ha, knapp 20 % der Krasnaer Gemarkungsfläche.

Die Weiden waren für Hochleistungsviehhaltung nicht geeignet. Das lag an den klimatischen Bedingungen. Die langen trockenen Sommer ließen Gras verdorren. Der Gemeinschaftsbesitz bewirkte, daß sich die einzelnen Bauern für die Weide nicht direkt verantwortlich fühlten. Die Weide wurde oft nicht genügend gepflegt.

Die Verwaltung der Gemeindeweide lag bei den Hirtenschulzen. Sie waren für alles zuständig, was mit der Weide zusammenhing. Die Viehhirten waren den Hirtenschulzen unterstellt.

Nach Einführung des rumänischen Weidegesetzes traten an die Stelle der Hirtenschulzen Weidegesellschaften, deren Vorstände (Weidekomitees) die Gemeindeweide verwalteten. In Alt-Elft wurde 1928 eine solche Weidegesellschaft gegründet. Wann dies genau in Krasna geschah, war nicht zu eruieren. Jedenfalls gab es sie spätestens im Jahre 1931, denn der Staatsanzeiger berichtet

  • am 15. November 1931: „…Das Weidekomitee besteht aus sechs Männern: Philipp Materi und seine Vertreter Korbinian G. Leintz und Peter Leinz, Sohn von Philipp. Der Kassierer ist Anton M. Söhn und der Buchhalter ist Albert Jassmann, der aus Paris stammt.“
  • am 13. Mai 1932: „…Wir haben jetzt ein Weidekomitee, bestehend aus Michael Koch (Vorsitzender), Nikolaus Dirk, Johannes Bachmeier und Valerian Furch.“

Diese Einrichtung nannte man „Hutweidegenossenschaft“. Sie hatte in Krasna zwei Höfe. Es gab in Krasna zwei Hirtenwohnungen, eine im Unterdorf Hauptstraße/Ecke Mühlengasse und eine im Oberdorf im Haus von Josef Volk.

Im Zuge der Reform durch das oben erwähnte Gesetz gab es weitere Veränderungen, wie dem Staats-Anzeiger North Dakota zu entnehmen ist.

  • Unter dem 23. März 1928 berichtet er: „Die Gemeinde hat entschieden, die verbliebene Gemeindeweide zu parzellieren. Es wurde sofort ein Gutachter beauftragt. Für seine Tätigkeit soll er 50 Lei pro Hektar erhalten. Das wird sich auf 60.000 Lei summieren…Also, wer 60 Desjatinen besitzt, wird ein Teilstück von 12 Desjatinen Weideland erhalten. Wenn zwei oder drei Bauern ihre Teile verbinden, könnten sie 35 – 40 Stück Vieh auf der ihnen zugemessenen Weide halten. Aber was wird mit den kleineren Höfen oder den Landlosen? Sie können sich nicht einmal eine Milchkuh halten. Aber sie haben sich ihr Problem selbst geschaffen. Der durchschnittliche Bauer hielt bisher über Sommer zwei Pferde, zwei Kühe und vier bis fünf Schafe auf der Gemeindeweide. Dafür hatte er pro Hektar, den er besaß eine Steuer zu zahlen. Jedoch, der, der kein Land besaß, schickte bis zu vier Rinder, acht bis zehn Schafe und 50 bis 60 Gänse auf die Gemeindeweide, ohne dafür einen Bani (1 Lei hatte 100 Bani) Steuern zu bezahlen. Vor Jahren hatten die Bauern beschlossen, Landlosen zu erlauben, Vieh auf die Gemeindeweide zu treiben, wenn sie zuvor 25 Lei pro Stück Vieh bezahlten. Diese Regel hielt ein paar Jahre, aber heute weigern sich diese Leute den Betrag zu zahlen. Sie sagen, daß die Gemeindeweide für jeden da ist und niemand das Recht hat, den Landlosen dafür Gebühren aufzuerlegen. Jetzt wird die Weide aufgeteilt nach dem Anteil an Landbesitz und die Landlosen werden leer ausgehen. Zusammenfassend kann man feststellen, daß im Dorf ein ziemlicher Aufruhr herrscht, in dem die verschiedenen Ansichten hart aufeinanderprallen.“
  • Am 30. Oktober 1928 meldet er: „Am 28. August hat der Gutachter die Zerteilung der Gemeindeweide abgeschlossen. Jetzt weiß jeder Landeigentümer wieviel Hektar Weideland ihm zugewiesen wurden und wer der angrenzende Eigentümer ist.“
Abb. 57: Hirte mit Viehherde

Hirten

Das russische Kolonistengesetz bestimmte: „In jeder Kolonie sind vom Dorfamt Hirten zum Weiden der Kälber, Schweine und des Hausgeflügels, für jede Art besonders, für Rechnung der Gemeinde anzustellen. Dies wird vorgeschrieben, damit die jungen Obst- und Maulbeerbäume, ebenso auch Weinreben und Gemüsegärten nicht durch das Vieh beschädigt oder gar ganz vernichtet werden.“

Für jede Tiergattung waren ein oder mehrere Hirten bestellt. Sie wurden von der Gemeinde bezahlt und waren oft Bulgaren oder Moldauer, manchmal Russen/Rumänen, aber auch landlose Deutsche.
In Krasna gab es für das Ober- und Unterdorf je einen Kuhhirten und einen für Rinder (Geltvieh), dazu drei Schafhirten. In früheren Jahren hatte es auch einen Pferdehirten (Tawun genannt) gegeben.

Die Entlohnung der Hirten erfolgte oft nach der Stückzahl des gehüteten Viehs und zum Teil in Naturalien (Getreide). Die Entlohnung war, wie man in verschiedenen Chroniken der Krasnaer Nachbargemeinden lesen kann, relativ großzügig, weil damit der Versuchung bei den Hirten entgegengewirkt werden sollte, gemeinsame Sache mit Viehdieben zu machen.

Nach Mutschal3) bekam 1934 ein Pferdehirt 6000 Lei Jahreslohn nebst 100 Pud Weizen und 100 Pud Welschkorn, der Rinderhirt etwa das gleiche. Der Schäfer erhielt 5000 Lei plus 100 Pud Weizen und 100 Pud Welschkorn.

In den ersten Jahrzehnten der Kolonie erhielt ein Hirt einen höheren Lohn als der Lehrer.

Stallfütterung

Als Futter für das Vieh im Winter und bei Bedarf als Zusatz in der übrigen Jahreszeit benutzte man (je nachdem, was der Bauer hatte):

  • für die Pferde: Spreu, Schrot aus Gerste, Hafer und Heu;
  • für die Kühe: Gerstenstroh, Maisstengel, Spreu, Rüben, und in letzter Zeit auch Schrot*);
  • für die Schafe: Stroh, Maisstengel, Nachgras (Grumet) und der Hinterwurf von Getreide; worunter die Körner der Rade, Wicke, Winde u. a. zu verstehen ist;
  • für Schweine: in erster Linie Mais, sodann Gerste, Kürbisse, verschiedene Küchenabfälle;
  • für das Geflügel: Mais , Gerste und Hirse.

*) Wurden früher die Kühe mehr oder weniger ausschließlich mit Maisstengeln und Stroh gefüttert, so kam in den 20er Jahren Futter aus Spreu, feingeschnittenen Futterrüben, Kleie und Maisschrot hinzu. Die Milchleistung der Kühe stieg sichtbar.

Die Geflügelhaltung

Die geräumigen Höfe in Krasna verbunden mit der angewandten Dreschmethode waren geradezu wie geschaffen für die Geflügelhaltung. Die beim Dreschen auf dem Boden zurückgebliebenen Körner fanden eine nutzbringende Verwertung, wenn sie von dem freilaufenden Geflügel aufgepickt wurden. Entsprechend gab es auf den Höfen allerlei Geflügelarten. Die Geflügelhaltung war die Domäne der Hausfrau. Sie erfolgte vorwiegend für den Eigenbedarf.

  • Die Hühnerhaltung wurde nicht sehr intensiv betrieben; aber dennoch gab es nicht selten 100 oder mehr Hühner pro Hof (frei laufend). Die Hühner stammten aus eigener Aufzucht, sie waren ein wichtiger Faktor in der Ernährung der Krasnaer. Hühnereier gab es hauptsächlich im Frühjahr, ab Sommer reichten sie gerade für den eigenen Bedarf. Die Hausfrau konnte sich durch den Verkauf von Eiern das Haushaltsgeld etwas aufbessern. (Verkauf an fahrende Händler, meist Juden)
  • Neben dem Huhn wurden Enten, Gänse und in geringem Umfang auch Puten gehalten. Die Gänse wurden wegen der Federn und auch des Fleisches gehalten. Die Federn wurden verkauft und für eigene Betten genutzt, Mastgänse z. T. verkauft. Über Sommer trieb man die Gänse auf die Weide am Kogälnik, wo sie von Mädchen über Tag gehütet wurden. Im Spätherbst wurden die Gänse geschlachtet.
  • Enten zog man hauptsächlich zur Fleischgewinnung. Sie blieben im Hof und wurden nach Bedarf geschlachtet.

⇒ s. auch unter Ziff. 5.5 Essen und Kleidung

Sonstige Tierhaltung

Esel, Kaninchen, Puten, Tauben usw. gab es bei einzelnen Bauern. Züchtung in größerem Umfang wurde nicht betrieben.
Fast jeder Bauernhof hatte einen oder mehrere Hunde, die vorwiegend als Wachhunde dienten. Reine Rassen waren selten, meistens waren es Mischlinge. In den Häusern und Höfen lebten jeweils mehrere Katzen, die sich als Mäuse- und Rattenfänger betätigten.

1)
Statistische Beschreibung Bessarabiens und des sogenannten Budschaks” aufgestellt in dem Jahren 1822-1828. Stuttgart, Mühlacker: Heimatmuseum der Deutschen aus Bessarabien, 1969.
2)
Florian Müller, Ostdeutsches Schicksal am Schwarzen Meer , Eigenverlag, 1981
3)
Mutschall, Wilhelm, Geschichte der Gemeinde Tarutino von 1814 bis 1934, S. 206
krasna/f-04-01-06.txt · Zuletzt geändert: 2019/04/01 09:58 von Otto Riehl Herausgeber