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krasna:g-05-01-01

5.1.1 Zugehörigkeit zur polnischen Diözese Kamenez-Podolsk 1814-1848

Bis 1848 gehörten die katholischen Orte Bessarabiens und damit auch Krasna zur Diözese Kamenez-Podolsk (Podolien), die auch die Seelsorger entsandte. Die geistliche Betreuung Krasnas hat sehr darunter gelitten, daß die Geistlichen in den ersten Jahrzehnten der deutschen Sprache selten mächtig waren, sich in Kolonistendingen kaum auskannten und sich auch wenig Mühe machten, diesen Zustand zu ändern1). Dies hatte Folgen für die Kolonisten. Brandes2): „Überblickt man die katholischen Siedlungsgebiete der Rußlanddeutschen von ihren Anfängen bis zum ersten Weltkrieg, so muß man feststellen, daß die Kolonien in den vielen Jahrzehnten geistlicher Betreuung durch Priester, die kein Deutsch konnten, in geistig-geistlicher und nicht zuletzt in schulischer Hinsicht so weit zurückgeworfen worden sind, daß die wenigen Jahrzehnte, da deutsche Absolventen des Saratower Priesterseminars in die Pfarreien gelangten, nicht ausreichten, den Entwicklungsstand gegenüber den evangelischen Kolonisten aufzuholen.“

Diese Einschätzung wird in gewisser Weise von Eduard Ruscheinsky bestätigt, wenn er schreibt3): „Gleich bei der Gründung ist die Verbindung mit der Vergangenheit abgebrochen. Unsere Vorfahren standen bei ihrer Ansiedlung unter der Leitung fremdstämmiger Seelsorger, die ihre Sprache nicht beherrschten und sich nicht ihrer allseitigen Nöte annahmen. Es war niemand da, der sich richtig um sie kümmerte. Dadurch riß die Beziehung gleich am Anfang zum deutschen Stammvolk ab. Anders war es bei unseren evangelischen Landsleuten. In ihren Pastoren hatten sie stets gebildete Führer, die sich allerwärts um sie kümmerten.“

Der erste Pfarrer von Krasna war Lukas Paschkowski. Er begleitete den Siedlerzug von Polen nach Bessarabien. Die erste Kirche (Bethaus) in Krasna geht auf seine Initiative zurück. Das erste Pfarrhaus baute er 1818 aus eigenen Mitteln, wie wir einem Schreiben des russischen Innenministeriums vom 5. Dezember 1822 entnehmen können. Schon 1814 legte er ein Taufbuch an. Er wirkte von 1814 bis 1821 in der Gemeinde. Er starb am 16. 02.1821 während eines Aufenthalts in Akkerman4).

Die „Instruktionen der inneren Organisation und Verwaltung…“5) schrieben vor, daß die Kolonisten nach Ablauf der Freijahre ihre Geistlichen auf Kosten der ganzen Gemeinde zu unterhalten hatten. 1826 wurden die Gemeinden durch das Innenministerium verpflichtet, den katholischen Geistlichen 500 Rubel zu zahlen.
Die Kirchengemeinde Krasna hatte insgesamt einen Landbesitz von 123 Desjatinen = Pfarrland, Garten, Wiesen6). Der Ertrag daraus sollte neben dem Gehalt zur Besoldung und zum Unterhalt des Pfarrers dienen.

Das Ministerium legte auch die „Preise“ fest, z.B. kostete

  • eine Taufe (25 Kopeken),
  • eine Trauung (1 - 2 Rubel),
  • ein Begräbnis (25 - 50 Kopeken).

Es existiert ein Schriftstück aus dem Jahr 18327), das diese Preise und auch das Gehalt des Pfarrers sowie das Landquantum der Kirche für Krasna bestätigt.

Eduard Ruscheinsky schreibt über die polnischen Priester8)): „Von der Gründung bis 1870 wurden die Krasnaer von polnischen und litauischen Pfarrern kirchlich betreut. Es waren fast alles Ordensgeistliche – Dominikaner und Trinitarier. Wegen Unkenntnis unserer deutschen Muttersprache blieb ihre Pastoration auf die Spendung der heiligen Sakramente, Feier der heiligen Messe und auf die Beerdigung der Verstorbenen beschränkt. Sie zogen sich sozusagen in die Sakristei zurück. …Es ist als großes Glück zu bezeichnen, daß diese fremden Patres ein sehr frommes Leben führten, in ihrem Privatleben unbescholten waren und kein Ärgernis gaben, sonst wären unsere Vorfahren in Laster wie Trunksucht, Ausschweifung, Diebstahl und Totschlag versunken. …Der erzieherische Erfolg blieb aus, auch die kulturelle Entwicklung blieb auf einem toten Punkt stehen, so daß unsere Vorahnen sich selbst überlassen blieben…. Sie hatten weder religiöse Schriften, noch Zeitungen, ja sogar das deutsche Gebetbuch fehlte ihnen.“

1)
Die Messen wurden lateinisch abgehalten.
2)
Brandes, Detlef, Einwanderung und Entwicklung der Kolonien In: Deutsche Geschichte im Osten, hrsg. V. Gerd Stricker Berlin 1997, S.367
3)
Eduard Ruscheinsky: Die katholische Diasporagemeinde Krasna/Bessarabien. Vor dem herannahenden Gewitter des Zweiten Weltkrieges (1939-1940) in: Heimatbuch der Bessarabiendeutschen 1969; nachgedruckt in Erinnerungen an Bessarabien 60 Jahre nach der Umsiedlung
4)
Es gibt ein Aktenstück über die Überführung seines Leichnams nach Krasna zur Beerdigung
5)
Abgedruckt in Schriftenreihe B, Nr. 1-Dokumentation , 1968 des Heimatmuseums der Deutschen aus Bessarabien
6)
Statistiche Beschreibung Bessarabiens und des sogenannten Budschaks” aufgestellt in dem Jahren 1822-1828.Herausgegeben in deutscher Übersetzung Heimatmuseum der Deutschen aus Bessarabien, Stuttgart, Mühlacker, 1969.
7)
Historisches Staatsarchiv St. Petersburg, Fond 383, Inventory 29, File 622, page 147-148
8)
Eduard Ruscheinsky: 126 Jahre kirchliches Leben in unserer alten Heimat Krasna/Bessarabien (Heimatbuch der Bessarabiendeutschen 1960, S. 10
krasna/g-05-01-01.txt · Zuletzt geändert: 2019/04/02 10:57 von Otto Riehl Herausgeber