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krasna:g-05-03-00

5.3 Kultur, Sitten und Gebräuche

Das dörfliche Leben war geprägt durch die arbeitszeitlich bedingten Zyklen in der Landwirtschaft, durch kirchliche Feiertage, durch Sitten und Gebräuche. Es war gekennzeichnet durch Einfachheit, durch begrenzte Möglichkeiten und konzentriert auf das Dorf und seine allernächste Umgebung. Reisen nach Akkerman, Odessa und Kilia waren schon kleine Abenteuer. Neben der Arbeit und den Besorgungen für Haus und Hof blieb kaum Raum für andere Aktivitäten. Das Festhalten an Tradition und Herkommen war charakteristisch.

Der Jahresablauf des Bauern (seine Arbeit im Winter, Frühjahr, Sommer und Herbst) und das Leben in den bessarabischen Dörfern werden von einigen Autoren, auf die hier verwiesen werden soll, sehr anschaulich dargestellt.

  • J: Becker: Wie’s daheim war (S. 29 ff),
  • Wilhelm Hornung: Eine andere Welt. Aus dem Leben der Deutschen in Bessarabien, in: Jahrbuch der Deutschen aus Bessarabien Heimatkalender 2002, S. 16
  • Lebenserinnerungen von Emil Nagel, Emmental Bessarabiendeutscher Verein, Landesgruppe Rheinland-Pfalz, 160 Seiten ( Broschüre).

Kulturelle Angebote im heutigen Sinne (z.B. Konzerte, Theater, Museen, Ausstellungen) gab es im Kolonistenleben nicht. Der Kolonist war froh, wenn er sich ausruhen konnte nach der Mühe und Plage auf Feld und Hof von früh morgens bis spät abends.

Kulturelle und soziale Aktivitäten waren auf eine Bauerngesellschaft unter schwierigen Bedingungen ausgerichtet. Das kulturelle Leben kann man in Krasna getrost als bescheiden bezeichnen. Noch Pfarrer Schumacher stellte 1936 fest: „Als ich nach Krasna kam, fand ich dort buchstäblich kein kulturelles Leben außerhalb der Kirche vor. Die Jugend war in kultureller Hinsicht sehr vernachlässigt.“ Die Kirche war in der Tat die einzige Institution, die sich der Sprache und der Kultur der Leute annahm.

Bücher / Literatur

Das wichtigste Buch war die Bibel. In Krasna war es wohl lange Jahre so wie im Nachbardorf Katzbach1): „Viele Familien haben nie ein Buch im Haus, außer der Bibel und dem Gesangbuch, noch nicht einmal einen Kalender. In letzter Zeit wird es etwas besser“ (etwa ab Mitte der 20er Jahre).

Seit im Jahre 1870 die kirchliche Betreuung der Gemeinde Krasna in den Händen deutscher Geistlicher lag, machten sich diese zur Aufgabe, die allgemeine Bildung des Volkes zu heben. Deshalb waren sie bestrebt, deutsche Bücher zu beziehen.
Wir wissen nicht, wie das Ergebnis dieser frühen Bemühungen war. Jedenfalls scheint die Liebe zum Buch 60 Jahre später noch nicht sehr ausgeprägt gewesen zu sein. Die Dakota Rundschau berichtet am 03. 07. 1931 aus Krasna: „Unsere Dorfintelligenz gibt sich große Mühe und sorgt für Kulturarbeit, doch wird dem zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. So bekamen wir sehr viel Bücher aus Deutschland unentgeltlich zugeschickt, es fehlt nur an Lesern….“
Die genannten Bücher und vielleicht auch einige weitere (insgesamt 150 Exemplare) wurden in den 30erJahren in eine Bücherei eingebracht, die Lehrer Eduard Ruscheinsky verwaltete.

Eine eigene Literatur Bessarabiens begann sich erst nach 1918 zu entwickeln, als die Bessarabiendeutschen von ihren Verwandten im Raum Odessa abgeschnitten waren und die rumänischen Diskriminierungsmaßnahmen zunahmen. Man begann sich mit dem Leben und Wirken der eigenen Vorfahren zu beschäftigen, mit ihrem Kampf um die Erhaltung ihrer Eigenständigkeit. Überall in den Dörfern fing man an, altes Material zusammenzutragen, Überlieferungen und Erzählungen alter Leute zu sammeln. Dies geschah auch in Krasna. Wir wissen, daß der Lehrer E. Ruscheinsky sehr rührig war. Neben einer Reihe anderer Autoren verschiedener Dörfer veröffentlichte er im Deutschen Bauernkalender für Bessarabien im Jahre 1939 eine Dorfchronik von Krasna.

Bessarabiendeutsche begannen sich auch anderweitig schriftstellerisch zu betätigen; sie schrieben Romane, Gedichte, Biographien, Abhandlungen über wirtschaftliche Fragen etc.
Einen kurzen Überblick dazu enthalten die Bücher

  • J. Becker: Wie’s daheim war, Asperg/Württ. 1950, S. 92.
  • R. Weiß: Unsere bessarabische Vergangenheit 1967, S. 23

Presse / Heimatkalender

Die seit dem Jahre 1863 erschienene „Odessaer Zeitung“ und der später hinzugekommene „Odessaer Kalender“ waren die ersten Periodika, die auch in Krasna Leser fanden. Im ersten Weltkrieg wurden sie –wie alle deutschen Publikationen - verboten.

Anfang des Jahres 1897 bekam die Diözese Tiraspol ein Sonntagsblatt mit dem Titel „Klemens“. Es erschien zweiwöchentlich in kleinem Umfang. Es hatte in Krasna einige Leser. Die Katholiken gründeten nach der Jahrhundertwende in Odessa ein politisch-wirtschaftliches Tageblatt mit dem Titel „Deutsche Rundschau“, das das Sonntagsblatt „Klemens“ als Beilage führte. Die „Deutsche Rundschau“ fand sehr guten Anklang bei den Katholiken und gewann auch in Krasna Leser. Sie erschien bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges. Dann mußte die „Deutsche Rundschau“ ihr Erscheinen einstellen.

Die deutschen Geistlichen in Krasna vermittelten unter den Leuten auch Zeitschriften aus Deutschland und Österreich. Schon recht früh bezogen einige Familien den „Deutschen Hausschatz“ aus Freiburg-Breisgau, eine allgemeinbildende Zeitschrift für die katholische Familie. Ebenso waren deutsche und österreichische Missionszeitschriften unter den Krasnaern verbreitet.

Nach dem Anschluß an Rumänien fingen die Bessarabiendeutschen an, ein eigenständiges Pressewesen zu entwickeln.

  • Deutsche Zeitung Bessarabiens, gegründet 1919,
  • Deutsches Volksblatt, ab 1939 nach Zusammenschluß mit der Deutsche Zeitung Bessarabiens nationalsozialistisch ausgerichtet,
  • Jahrbuch der Deutschen Bessarabiens,
  • Volkskalender für Bessarabien,
  • Deutscher Bauernkalender für Bessarabien,
  • Bauer und Bauernschaffen, Fachblatt des Landwirtschaftsvereins „Kolonist“.

E. Ruscheinsky: „Die neugegründete deutsche Zeitung unter dem Titel ‚Deutsche Zeitung Bessarabiens’, hielt auch bei uns Einzug. Später erschien in Tarutino noch eine deutsche Kolonistenzeitung unter dem Titel ‚Das Volksblatt’. Diese Zeitung fand auch Leser bei uns. Die jährlich immer wieder erschienenen Heimatkalender wurden von unseren Leuten gerne gekauft. Auch das deutsch-bessarabische Bauernblatt, von dem Landwirtschaftsverein ‚Kolonist’ in Sarata unter dem Titel ‚Bauer und Bauernschaffen’ herausgegeben, hatte in Krasna mehrere Leser. …Die deutschen Zeitungen des Banats, wie das ‚Banater Tageblatt’ und ein Bauernblatt und noch andere fanden Leser in Krasna. Ja sogar deutschsprachige Zeitungen aus den USA und Kanada wurden in Krasna gelesen. Es waren die Zeitungen, die von bessarabien- und rußlanddeutschen Auswanderern in Nordamerika herausgegeben wurden. Die meistgelesene amerikanische Zeitung war der „Staatsanzeiger“ mit dem Erscheinungsort Bismarck, Norddakota.“

Josef Braun, Krasnaer Reporter der Dakota-Rundschau schreibt am 05.06.1931: „…Eins muß ich loben, nämlich, daß wir einige Dutzende Zeitungen ins Dorf bekommen, darunter die ‚Deutsche Zeitung Bessarabiens’ am meisten gelesen ist. Außerdem sind russische, andere deutsche, auch amerikanische Zeitungen.“

Die in den USA erscheinenden deutschsprachigen Zeitungen (Der Staatsanzeiger, Das Nordlicht, Die Eureka Rundschau etc.) waren abonniert, entweder von Krasnaern selbst oder von Verwandten in den USA auf den Namen von Krasnaer Einwohnern. Diese Zeitungen berichteten regelmäßig über das Geschehen in Krasna; Reporter waren Krasnaer Bürger. Diese Berichte sind zu einem großen Teil noch erhalten.

Rundfunk

Laut Bericht der Dakota Rundschau vom 24. 01. 1930 kamen kurz vorher die ersten Radioapparate ins Dorf, einer für die Schule, und den anderen kaufte Johannes B. Herrschaft. In den folgenden Jahren schafften einige weitere Familien dieses neue Medium an, z. B. Anselm Volk, Alexius Riehl.

Der Betrieb der Geräte war noch nicht so einfach; man benötigte als Antenne sehr lange Drahtleitungen, die z. B. zwischen Haus- und Scheunendach gespannt wurden. Als Stromquelle für die Radioapparate dienten Batterien, die man nur an sehr wenigen Stellen aufladen konnte.

Es gab in Bessarabien keine deutschsprachigen Sender. Auch noch 1940 waren deutsche Sender in Bessarabien so gut wie nicht zu empfangen. Das Eintreffen des deutschen Umsiedlungskommandos war der Volksgruppe deshalb durch sowjetische Radiomeldungen bekannt geworden.

Vortragsveranstaltungen, Musik, Theater etc.

Bis wenige Jahre vor der Umsiedlung fehlte in Krasna ein kulturelles Zentrum, was Vortragsveranstaltungen, Musik, Theater etc. sehr erschwerte. Pfarrer Schumacher empfand es als sehr unbefriedigend, daß es in Krasna keinen Platz gab, wo man eine größere Zahl von Leuten versammeln konnte. Er setzte seine ganze Kraft für die Schaffung eines solchen Ortes ein. Gegen alle Widerstände, sowohl in der Gemeinde als auch der Politik und bei Behörden, gelang es ihm in sehr kurzer Zeit, dieses Projekt zu realisieren. Es entstand 1936/1937 das Haus „Unser Heim“ (s. Ziff. 3.1 Das Dorf Krasna, seine Lage und sein Aussehen). Sofort nach Fertigstellung begann er, dieses Heim intensiv zu nutzen. Die Bevölkerung von Krasna nahm dies begeistert an. Leider waren es noch nicht einmal zwei Jahre, in denen hier eine Stätte bestand, wo man die eigene Kultur pflegen konnte, dann kam die Umsiedlung. Durch dieses Haus kam das kulturelle Leben Krasnas etwas in Schwung.

Musik

Der Kirchengesang war in den ersten Jahrzehnten, ja praktisch bis zum 1. Weltkrieg, die einzige öffentliche musikalische Darbietung in Krasna. Daneben gab es das Musizieren der Jugend auf der Straße mit Ziehharmonikas und das Singen in geselliger Runde (Volkslieder). Die Krasnaer waren musikfreudig. Das zeigt schon das Vorhandensein vieler Musikinstrumente. Jede Kameradschaft der großen Buben besaß ihre Ziehharmonika (Blosbalke). In einigen Häusern fanden sich schon früh Klaviere. In der Kirche gab es zunächst ein Harmonium, später eine Orgel.

Chormusik in Krasna

Chormusik pflegten der 1923 gegründete Kirchenchor und eine von Pfarrer Schumacher 1935 ins Leben gerufene Singgruppe. Pfarrer Schumacher schreibt in seinem Jahresbericht für 1936: „Die Gruppe traf sich abends und wuchs von anfänglich sieben auf später siebzig Sänger.“

Orchestermusik

Pfarrer Schumacher widmete sich auch der Instrumentalmusik. In seinem Jahresbericht für 1936 hielt er fest: „Die Musikausbildung kommt gut voran. Sieben junge Männer haben sich der Geigenausbildung zugewandt; sie üben montags und donnerstags abends. Drei Mädchen nehmen Geigenunterricht und eine möchte die Viola spielen lernen. Sie kommen dienstags und freitags abends. Wir haben unsere musikalischen Fortschritte öffentlich bei einer Karnevalsfeier vorgeführt, wo wir auch Trommeln eingesetzt haben. Es war ein großer Erfolg. Wir haben auch ein neues Klavier erworben und warten darauf, es auszuprobieren.“

Pfarrer Prof. Schumacher hat 1936 mit der Saitenspielerschar begonnen und 1938 eine Bläserschar aufgebaut. Die Bläserschar begleitete weltliche und kirchliche Feste, Hochzeiten musikalisch. Bei Beerdigungen wurde ein Stück gespielt am Grab und während der Totenwache (s. auch Ziff. 5.4 Verbände, Räte, Vereine). Als ergreifend empfanden es viele Krasnaer, wenn Weihnachten nach der Christmette, als die Leute von der Kirche durch den Schnee nach Hause stapften, die Bläser vom Kirchturm das Lied „Stille Nacht“ intonierten.

Liedgut der Krasnaer

Das Lied- und Versgut der Krasnaer besteht im wesentlichen aus alten deutschen Texten und Melodien. Auf einige einschlägige Veröffentlichungen wird verwiesen.

  • Erinnerungen an Bessarabien, 60 Jahre nach der Umsiedlung, Herausgeber Landsmannschaft der Bessarabiendeutschen Rheinland-Pfalz, 2001, S. 205-214;
  • Lieder und Gedichte aus der alten und neuen Heimat. Aus dem Programm der Sing- und
    Tanzgruppe der Bessarabiendeutschen,
    Bessarabiendeutscher Verein, Landesgruppe Rheinland-Pfalz, 24 Seiten,(Broschüre);
  • Lieder und Gedichte Aus dem Kulturgut der Bessarabiendeutschen,
    Bessarabiendeutscher Verein, Landesgruppe Rheinland-Pfalz, 82 Seiten,(Broschüre);
  • Liederheft „Wie schön ist das ländliche Leben“ mit 50 Liedern, Noten und Texten, wie sie in den katholischen Gemeinden Bessarabiens gesungen wurden (herausgegeben von Paul Wingenbach).

Das „Bessarabische Heimatlied“ wurde 1922 vom damaligen Direktor der deutschen Lehrerbildungsanstalt Werner-Seminar in Sarata, Albert Mauch, geschaffen (Text und Melodie). Der Text lautet:

Gott segne dich, mein Heimatland!
Ich grüß dich tausendmal,
Dich Land, wo meine Wiege stand,
Durch meiner Väter Wahl!
Du Land, an allem Gut so reich,
Ins Herz schloß ich dich ein
Ich bleib' dir in der Liebe gleich,
Im Tode bin ich dein!
So schirme, Gott, in Freud und Leid,
Du unser Heimatland!
Bewahr der Felder Fruchtbarkeit
Bis hin zum Schwarzmeerstrand!
Erhalte du uns deutsch und rein,
Send' uns ein freundlich Los,
Bis wir bei unsern Vätern ruh’n
Im heimatlichen Schoß!

Es sei noch darauf hingewiesen, daß die Krasnaer, wie wohl auch die Einwohner der anderen deutschen Dörfer, ihre Lieder sehr langsam, ja schleppend sangen. Dem Gesang haftete eine gewisse Schwermut an.

Theateraufführungen

Theateraufführungen von Laienspielern gab es erst in allerletzter Zeit unter Pfarrer Schumacher. Sie fanden ein positives Echo in der Gemeinde, wie verschiedene Quellen betonen. Bei einer der letzten Theateraufführungen in Krasna unter Leitung von Pastor Prof. Wilhelm Schumacher wurde folgendes Lied gesungen:

„Wir spinnen das Schicksal, wir spinnen die Zeit,
wir weben der Erde buntes Kleid.
Aus rotem Herzblut und blauem Sehnen,
bestickt mit tausend funkelnden Tränen.
Unser Faden geht auf, unser Faden geht ab:
Geburt, Hochzeit, Wiege und Grab.“

Mit diesem Lied begann 23 Jahre später (im Jahre 1965) ein Laienspiel über Sitten, Bräuche und Sprache Krasnas. Der Text dieses von Alois Leinz verfaßten Stücks „Von der Wiege bis zur Bahre“ kann im Heimatbuch. 25 Jahre nach der Umsiedlung, 1965, nachgelesen werden.

Dieses Laienspiel illustriert sehr gut Krasnaer Brauchtum.

Tänze

Getanzt wurde hauptsächlich bei Hochzeiten und bei den Treffen der jungen Leuten abends oder am Wochenende. Besonders beliebt waren der Hopser, eine Art Polka sowie der Runde, dem Walzer ähnlich. Der Oira und der Zaratzki waren populäre Formationstänze. Daneben gab es den Kappetanz: die Tänzer bewegten sich in Tanzschritten, die Hände in die Hüften gestemmt, abwechselnd einmal links und einmal rechts um in einem gewissen Abstand auf die Erde gelegte Mützen.

Sitten und Bräuche

Viele Sitten und Bräuche aus der deutschen Urheimat, vielfach uns heute noch bekannt, wurden von den deutschen Kolonisten gepflegt und erhalten. Von einer Generation wurden sie auf die nächste weitergegeben, z.B.: im Familienleben, bei Hochzeitsbräuchen, Beerdigungen, kirchlichen Festen.

Wie bereits aufgezeigt, hatte der Arbeitsrhythmus in der Landwirtschaft entscheidenden Einfluß, wie Emil Nagel bemerkt „gab es nach Ostern auf den Feldern sehr viel Arbeit, so daß keine Zeit blieb für Familienfeiern oder sonstige Feste. Wenn Ende Oktober oder Anfang November die Erntearbeiten erledigt waren, gab es wieder Zeit für private Feste.“

Öffentliche Festveranstaltungen

In Krasna hat es öffentliche Veranstaltungen wie Kirmes, Tanz in den Mai, Schützenfest oder ähnliches nicht gegeben. Aber auf eine Veranstaltung muß hingewiesen werden: ein Umzug mit Reitern und Wagen durchs Dorf, begleitet von Blasmusik. Josef Erker meint, diese Veranstaltung habe im Februar/März 1938 stattgefunden, in der Fastnachtszeit. Pfarrer Schumacher, der aus dem Raum Köln stammte, habe erstmals in Krasna so etwas wie einen Karnevalsumzug veranstalten wollen.

Max Riehl erinnert sich „Es gab einen Umzug durchs Dorf mit einem Husaren vorneweg, mit vielen Reitern, mit der neu gegründeten Blaskapelle, mit dem Bürgermeister und anderen Honoratioren des Dorfes auf Kutschwagen und der Jugend zu Fuß. Am Straßenrand standen viele Zuschauer.“

Abb. 73: Husarenprinz von Krasna 1938 - Raffael Bachmeier

Geselligkeit

An langen Winterabenden besuchten sich Verwandte, Nachbarn und gute Bekannte gegenseitig. Man nannte das „Maie gehen“. Die Frauen nahmen dabei den Strickstrumpf oder das Häkelzeug mit. Man trank den selbstgekelterten Wein des Hausherrn, spielte Karten. Kartenspiele waren z.B.: Tarock/Durack, Bottkidnoi; die Farbwerte nannte man Herz, Kreuz, Schelle (Karo), Schippe (Piek).

Man erzählte sich gern Geschichten (Überlieferungen, Erzählungen, Märchen). Es gab viele gute Erzähler im Dorf. Wenn sie vortrugen, verhielten sich alle ruhig und warteten gespannt auf den Ausgang der Geschichte. Auch die Kinder nahmen an dem Vergnügen teil. Alois Leinz erinnert sich: „In unserem Heimatort Krasna erzählte man sich zu meiner Kindheit in den zwanziger Jahren noch oft Märchen. In meinem Elternhause war es der Vater, der uns Kindern an langen Winterabenden Begebenheiten, Märchen und Geschichten erzählte….Aus dem Schatz seiner Lebenserfahrung erzählte er oft auch unter Erwachsenen bis tief in die Nacht.“2)

Es ist schade, daß unsere Elterngeneration nicht mehr von diesen alten Überlieferungen und Geschichten aufgeschrieben hat. Aber zum Glück sind wenigstens einige zu Papier gebracht worden und uns so erhalten geblieben.

In diesem Zusammenhang wird auf einige Publikationen verwiesen:

  • Bessarabische Geschichte/n. Interessantes aus alten Überlieferungen,
    Bessarabiendeutscher Verein, Landesgruppe Rheinland-Pfalz, 98 Seiten;
  • Geschichten aus Krasna/Bess. Erlebnisse und Erinnerungen von Melchior Koch u. a.
    Bessarabiendeutscher Verein, Landesgruppe Rheinland-Pfalz, 24 Seiten;
  • Geschichten von Alois Leinz, abgedruckt im Heimatbuch 25 Jahre nach der Umsiedlung, S. 281ff.;
  • Melchior Koch, Krasnaer Geschichten, Heimatkalender 2007, S. 71;
  • Geschichten aus Bessarabien, abgedruckt in Erinnerungen an Bessarabien, 60 Jahre nach der Umsiedlung, 2000, S. 189;
  • Verschiedene Geschichten von Alfred Thielemann im Heimatbuch 20 Jahre nach der Umsiedlung sowie in verschiedenen Heimatkalendern;
  • Volks- und Kinderreime der Deutschen aus Bessarabien, gesammelt und herausgegeben von Friedrich Fiechtner, Stuttgart 1949.

Neben dem „Maie gehen“ gab es weitere Anlässe, bei denen sich die Familie, Freunde, Nachbarn und Bekannte trafen.

  • Der Sonntag ist dabei zuerst zu nennen.
    Er war geheiligt. Bereits am Sonnabend wurden Hof und Straße gefegt, vor der Straßenmauer schöner gelber Sand gestreut. An Sonntagen wurde keinerlei Arbeit verrichtet (außer Essen zubereiten, Vieh füttern), auch nicht in der Ernte- und der Dreschzeit. Die sonntägliche Ruhe war mustergültig. Am Nachmittag besuchte man Verwandte und Bekannte, man saß gern vor der Mauer und hielt ein Schwätzchen.
Abb. 74: J: Becker: Wie’s daheim war beschreibt den Sonntag sehr anschaulich (S. 96 f)
  • Schlachttage: Im Spätherbst wurde geschlachtet (s. Ziff. 5.5 Essen, Kleidung). Schlachttage waren immer kleine Familienfeste. Auf dem Hof brutzelte Fleisch im großen Schlachtkessel in erster Linie für die Herstellung von Wurst aber auch für die Schlachthelfer. Wenn das Fleisch gar war, brachte man das „Kesselfleisch“ in einer großen Mulde auf den Tisch. Inzwischen hatte man Brot, Saures (Gurken, Tomaten, Paprika, Wassermelonen) und natürlich auch Wein auf den Tisch gestellt. Jetzt durfte jeder essen, was ihm schmeckte. Von der Brühe aus dem Kessel bekamen Nachbarn und arme Leute etwas ab, woraus sie Suppen herstellten.
  • Bobschoiblade: Die Maiskolben mußten von den Blättern getrennt werden (s. auch Ziff. 4.1 Die Landwirtschaft in Krasna). Aus der Nachbarschaft und der Verwandtschaft kamen Leute (die selbst keinen Mais hatten) auf den Hof, um zu helfen. Dabei ging es oft lustig zu: es wurde gesungen, gescherzt, Geschichten erzählt. Zum Abschluß gab es eine kräftige Vesper, der neue Wein wurde probiert. Das dauerte oft bis nach Mitternacht.
Abb. 75: Junge Leute beim „Bobschoiblade“

Familienfeste

Kindtaufen, Erstkommunionfeiern und Hochzeiten waren die wichtigsten Anlässe für Familienfeste.

Taufen

Kinder wurden sehr schnell nach der Geburt getauft, meist schon am nächsten oder übernächsten Tag. Nach dem Taufakt in der Kirche fand im Hause der Eltern eine schlichte Feier statt. Die Taufpaten (Gooth und Patt) kamen, zu Besuch kamen auch Freunde und Verwandte.

Für den Gang zur Taufe in der Kirche wurde das Taufkind auf das Taufkissen gelegt, um Kind und Kissen eine Decke (Placht) gewikkelt. Dann wurde das Kind der Gooth in den Arm gegeben und um ihren Rücken und das Kind ein Spitzenleintuch geschlungen.

Abb. 76: Die Taufpatin trug das Kind zur Kirche. Sie wurde begeleitet von dem Paten, dem Vater und der ‚Großmutter’, so nannte man die Hebamme.

Erstkommunionfeiern

Sie galt als ein herausragendes Ereignis in der Familie. In jedem Hause, wo ein Erstkommunionkind war, wurde schon lange vorher gearbeitet und vorbereitet, um die Feier recht schön zu gestalten (s. auch Ziff. 5.1 Kirche Religion).

Hochzeiten

Hochzeiten waren gesellschaftliche Ereignisse. Sie dauerten zwei Tage oder länger mit Festessen, Tanz, Gesang und allerlei anderen Aktivitäten. Da es im Dorf keine Räumlichkeiten zum Feiern gab, fanden die Hochzeitsfeiern im ausgeräumten Elternhaus der Braut oder des Bräutigams statt. Hochzeiten wurden während der Wintermonate gehalten, weil dann das Arbeitsaufkommen der Bauern am geringsten war und sie somit Zeit zum Feiern hatten. Die Trauung fand gewöhnlich an einem Dienstag statt. Dieser Brauch ist wohl aus zwei Begrenzungen im Wochenablauf der katholischen Kolonisten von Krasna erwachsen:

  • Die Sonntagsruhe war heilig; an diesem Tag durften weder Feiern noch Vorbereitungsarbeiten für Hochzeitsfeierlichkeiten stattfinden.
  • Der Freitag als Fasttag kam nicht für üppige Festgelage in Betracht.

Damit lag der zeitliche Rahmen für die Festivitäten fest. Max Riehl erzählt: „Die Feiern dauerten gewöhnlich von Montagabend bis Donnerstagabend. Montags bei Tagesanbruch wurde mit dem Schlachten angefangen, dabei waren freiwillige Helfer immer willkommen. Die Brautdiener hatten die Aufgabe, Tische, Stühle und Bänke aus der Nachbarschaft herbeizuholen, damit die vielen erwarteten Gäste bewirtet werden konnten. Der Montagabend, der sogenannte Brautabend, wurde mit Freunden und Bekannten bei Musik und Wein gefeiert, die das Paar vom Ledigen- in den Ehestand verabschieden wollten. Der Dienstag begann mit der Trauung in einer feierlichen Messe in der Kirche. Zu einer standesgemäßen Hochzeit mit vielen Teilnehmern gehörte als Nachtisch ein Milchreis mit Rosinen und viel Zucker. Die dafür benötigte Frischmilch sammelten die ‚Milchbrautdiener’ am Dienstagmorgen vor Tagesanbruch in einer Rundfahrt durchs Dorf bei den geladenen Gästen ein. Diese gaben noch Zucker und Rosinen mit, damit der Reis ordentlich süß gemacht und reichlich mit Rosinen bespickt werden konnte. Am Freitag wurde aufgeräumt und alles wieder dorthin gebracht, wo man es hergeholt hatte.“

Georg Habrich hat den Hochzeitsbrauch von Krasna im einzelnen beschrieben. Hier ein Auszug daraus3):
„In unserer Gemeinde Krasna war es so Brauch, wenn ein junger Mann seine Auserwählte für’s Leben gefunden hatte, wurde nicht erst Verlobung gefeiert, sondern es hieß dann: ,,Er hat fertig gemacht.“ Das bedeutete, daß nach dreimaligem Aufgebot von der Kanzel, also nach drei Wochen, geheiratet wurde.
Zu jeder Hochzeit wurden von dem Brautpaar vier Brautdiener und vier Brautmädels bestellt. Montags, dem Tag vor der Hochzeit, wurden die Brautdiener mit geschmückter Mütze und mit Seidenband verziertem Handstock losgeschickt, die Hochzeitsgäste einzuladen. Der Einladungsspruch hieß: ,,Ihr sellt so gut sin und auf die Hochzeit kumme, Hingel oder Hahn mitbringe, Löffel und Gabel und Zucker gleich.“ Im Hochzeitshaus wurde inzwischen für Essen und Trinken vorgesorgt. Am Abend wurde Brautabend gefeiert.
Am Dienstagmorgen, am Hochzeitstage, wurde der Bräutigam mit geschmücktem Kutschwagen (Karret genannt) zur Braut gefahren, um diese zur Trauung abzuholen. Vor der Abfahrt zur Kirche hielt der oberste Brautdiener einen Hochzeitsspruch. Anschließend setzten sich die geschmückten Hochzeitswagen in Bewegung. Mit dem Musikantenwagen an der Spitze des Hochzeitszuges fuhren sie mit Marschmusik und Salutschüssen zum Gotteshaus zur Trauung.

Nach der Trauung ging es zurück zum Hochzeitshaus. Hier wurde das Brautpaar vor der Tür des Hauses mit einem Laib Brot und Wein empfangen.
Dann gab es ein kräftiges Frühstück, gefolgt von Tänzen. Das Mittagessen bestand aus Hühnersuppe und Braten, und hinterher gab es einen Teller Reis mit Zucker und Rosinen.
Nach dem Festschmaus begann die feierliche Tellerbitte, die der oberste Brautdiener mit einem Vers einleitete. Danach spielten die Musikanten einen Marsch, während die beiden Brautdiener, mit ihren Blechtellern klappernd, von den Gästen Geld einsammelten.
Es folgte die sogenannte Rausbitte zum Ehrentanz, bei der der oberste Brautdiener zunächst einen Spruch aufsagte, dann die Braut kurz im Kreis herumführte und sie dann dem Bräutigam zum Ehrentanz übergab.

Nach dem Abendessen kam die Ehrenfrau (die Patin der Braut) an die Reihe. Sie ging mit einer Flasche Schnaps und einem mit Parfüm begossenen Sträußchen in der Hand zu jedem Hochzeitsgast und bat um eine Spende für das junge Brautpaar. Dabei ging es sehr lustig her. Wenn jemand knauserig war, wurde ihm noch ein Liedchen vorgesungen. So ging's fröhlich zu, bis in die Nacht. Kurz vor Mitternacht wurde die Braut abgetanzt. Dabei kam es mitunter vor, daß die Braut einen Schuh verlor. Um ihn wieder zu bekommen, mußte der Bräutigam eine Lage Schnaps ausgeben.

Um 12 Uhr Mitternacht wurde das Brautpaar abgebunden. Beide traten in die Mitte des Raumes, umringt von den Hochzeitsgästen, die gemeinsam ein Lied sangen. Während des Singens wurde der Braut Kranz and Schleier abgenommen und ihrer Mutter überreicht. Dann begab sich das junge Ehepaar nach Hause. Die Gäste hingegen feierten his zum nächsten Morgen, bis es hell wurde.“

Sehr ausführlich behandelt und mit Bildern illustriert wird der Krasnaer Hochzeitsbrauch auch in dem Laienspiel von Alois Leinz, „Von der Wiege bis zur Bahre“4).

Abb. 77: Hochzeitsgesellschaft
Abb. 78: Brautpaar 1936
Abb. 79: Brautpaar 1936
Abb. 80: Brautdiener und Brautmädchen in Krasna 1938

Noch ein Wort zum Kennen- und Liebenlernen des Brautpaars: Üblicherweise heirateten die Mädchen zwischen 17 und 22 Jahren, die jungen Männer zwischen 21 und 24. Ein Mädchen, das um die 25 noch ledig war, galt als alte Jungfer. Oft heiratete der junge Mann seine Schulliebschaft. Gelegenheiten zum Kennenlernen waren begrenzt: sonntags in der Kirche, beim Bobschoiabblade, bei der Ernte. Freiengehen war nicht üblich. Ebenso wenig gingen Verliebte Arm in Arm auf der Dorfstraße spazieren.

Festtagsbräuche

Weihnachten / Neujahr

5) Am Heiligen Abend ruhte die Arbeit auf den Höfen früher als sonst. In den meisten Häusern gab es zumindest in den letzten 20 Jahren einen geschmückten Tannenbaum6). Familien, die sich keinen Tannenbaum leisten konnten, schnitten Akazienzweige, die sie, mit Papier umwickelt, in ihrer Wohnung aufstellten. Größere Jungen und Mädchen gingen in Häuser mit kleinen Kindern und trugen ein kleines improvisiertes Krippenspiel vor. Emil Nagel hat diesen Brauch im einzelnen beschrieben7).
Vor Mitternacht läuteten die Glocken zur Christmette. Am ersten und zweiten Weihnachtstag nahmen wieder fast alle Einwohner am Gottesdienst teil. Auch der dritte Weihnachtstag, der Johannestag, wurde in Krasna gefeiert. Es war Sitte, daß an diesem Tage jede Familie eine Flasche Wein mit zur Kirche nahm, um sie segnen zu lassen. Von dem gesegneten Wein (Johanneswein) bekam dann beim Mittagessen jeder ein Gläschen zu trinken.
An Silvester wurde das neue Jahr ‚angeschossen’. Selbst gebastelte oder vom Schmied gefertigte Schießgeräte, in die man Pulver einführte, das man durch einen Schlag an der richtigen Stelle mit gewaltigem Knall explodieren lassen konnte, waren von den großen Buben schußbereit gemacht. Die Mädels besorgten sich genügend Schnaps und Gebäck für das bevorstehende Neujahrwünschen. Wenn um Mitternacht die Kirchturmglocken das neue Jahr einläuteten, gingen die Jungen in Gruppen los, um ihren Mädels ein frohes neues Jahr zu wünschen. Jeder Neujahrswunsch wurde mit einem Salutschuß bekräftigt. In jedem Haus, in das sie traten, bekamen sie ein paar Schnäpse oder Wein. Bis zur Morgendämmerung hörte man Schüsse knallen.
Am Neujahrsmorgen gingen die Kinder zu Verwandten und Nachbarn „Neujahr wünschen“, wobei sie ein Sprüchlein aufsagten. Manche haben auch mit einem Knallkorken geschossen. Das machte den Kindern viel Freude, zumal sich auch gleichzeitig ihr Geldbeutel anfüllte.

Auch die Erwachsenen wünschten Nachbarn und Verwandten ein gutes neues Jahr und hatten am Neujahrsabend meist ein Treffen bei Verwandten, um gemeinsam das neue Jahr zu feiern. Es ging da sehr lustig her, es wurde gesungen und getanzt, wobei der Wein nicht fehlte.

Karwoche und Ostern

In der Karwoche war überall im Dorf ein reges Leben und fleißiges Arbeiten. Besonders die Hausfrauen hatten alle Hände voll zu tun, um Haus und Hof für Ostern gebührend vorzubereiten. Vieles mußte herbeigeschafft und zubereitet werden.

In der Karwoche hatten die sogenannten Klapperbuben einen festen Platz; das waren Meßdiener und all diejenigen Jungen, die im laufenden Jahr aus der Schule kamen. Sie mußten von Gründonnerstag mittag bis Karsamstag morgen durch ihr Klappern die Kirchenglocken ersetzen und Wache halten am ausgesetzten Allerheiligsten und am Grabaltar.
Sie zogen mehrmals täglich in Gruppen durchs Dorf, immer dann, wenn sonst die Glocken die Gläubigen riefen, d. h. mittags um 12.00 Uhr, zum Betglockläuten in der Frühe und am Abend sowie vor dem Gottesdienst. Die Klapperbuben betätigten während ihres Marsches ihre Klappern oder Ratschen („Rätsche“)8) aus Leibeskräften und sagten in Abständen jeweils einen bestimmten Spruch auf.

Am Karsamstag zum Abschluß ihrer Dienste gingen sie mit Körben durchs Dorf, klapperten in den Häusern, sagten ein Verslein auf und erhielten als Belohnung von den Leuten Kuchen, manchmal Wurst und Schinken, Eier. Anschaulich schildert Alois Leinz sein Wirken als Klapperbube9).

Der Höhepunkt und Abschluß der Karwoche war die Feier der Auferstehung am Ostersonntag morgen in der Kirche.
(s. Ziff. 5.1 Kirche und Religion)
Kinder bauten sich für Ostersonntag aus Moos und Grünzeug ein Osternest. Wenn sie morgens nachschauten, hatte der Osterhase bunte Ostereier und ggf. noch etwas Süßes hineingelegt. Die Ostereier waren von den Hausfrauen am Vortag liebevoll gefärbt worden.

Pfingsten

Den Brauch des Maibaumaufstellens gab es in Krasna nicht, aber zu Pfingsten wurde ein Pfingstbaum aufgestellt. Der Pfingstbaum hat in seiner Bedeutung denselben Hintergrund wie der bekanntere Maibaum. Er wurde bis zum Wipfel entastet und von einem Kranz gekrönt. Der Stamm wurde jedes Jahr wieder verwendet.

Kinderspiele

Kinder hatten in Krasna kein technisch hochentwickeltes Spielzeug. Für Mädchen gab es wohl Puppen in einfacher Form, aber sonst mußten die Kinder ihre Spielsachen im wesentlichen selber basteln. Spiele fanden meist im Freien statt, wobei die Bewegung im Vordergrund stand.

Abb. 81: Kinder spielen auf der Hauptstraße

Hier einige beliebte Kinderspiele (es gab sicher weitere und manche waren vielleicht auch unter anderen Namen bekannt):
Brummkater treiben (Kreiselspiel); Ballspiele (Eckenball, Fußball, Handball, Schlagball und andere); Verschiedene Fang- und Versteckspiele; Laufspiele; Hüpfspiele wie Himmel und Hölle; Ziehedurch, durch die goldene Brücke. Es wurde geschaukelt, die Schaukel nannte man Klaunsch. Gern spielten die Kinder Zerkelschlan (Giesspiel): ein kurzes Holz (10 bis 15 cm lang, an den Enden zugespitzt), das auf dem Rand eines Erdloches ruht, wird mit einem Schlagstock (ca. 40 cm lang) weggeschlagen. Mitspieler müssen es fangen. Ein Spiel, das ich nicht klären konnte, nannte man „Reihe von hienä weg (hinten weg)“.

1)
Winger, Arnold; Chronik der Gemeinde Katzbach, Kreis Akkerman, Bessarabien
2)
Erzählungen von Vater Leinz können nachgelesen werden in Alois Leinz, Mein Vater erzählte, in: Heimatbuch 25 Jahre nach der Umsiedlung, 1965, S. 305ff.
3)
Georg Habrich: Bessarabische Hochzeitsbräuche, Heimatbuch der Bessarabiendeutschen 1960 -20 Jahre nach der Umsiedlung, S. 21
4)
abgedruckt im Heimatbuch, 25 Jahre nach der Umsiedlung, 1965, S.181 ff.
5)
Weitere Einzelheiten s. Georg Habrich, Weihnachts- und Neujahrsbräuche in Krasna, in Heimatbuch 25 Jahre nach der Umsiedlung, 1965, S. 110
6)
Er wurde von fahrenden Händlern verkauft und kam wohl aus den Karpaten
7)
Emil Nagel, Lebenserinnerungen, als Manuskript gefertigt und als Broschüre von Ernst Schäfer veröffentlicht
8)
Die Rätschen waren hölzerne Instrumente mit einer um ein Brettchen drehbaren Kurbel. Wird die Kurbel rasch gedreht, entstehen dadurch, daß mittels einer Drehwalze mehrere Hämmer auf ein Holz aufschlagen, schnarrende Töne/Geräusche.
9)
Alois Leinz; Die Klapperbuben, abgedruckt in Heimatbuch, 25 Jahre nach der Umsiedlung, Herbst 1965, S.281 ff.
krasna/g-05-03-00.txt · Zuletzt geändert: 2023/08/09 17:32 von Otto Riehl Herausgeber