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krasna:f-04-01-01

4.1.1 Ackerbau

Mit dem Ackerbau ging es anfangs nur langsam vorwärts. Die verfügbaren Arbeitsmittel waren primitiv. Die Wagen hatten noch hölzerne Achsen.
In den ersten Jahren wurde nur das Hofland und etwas darüber hinaus bearbeitet. Alles übrige Land war Heuschlag (Wiese, die gemäht wurde) oder Weide. Erst nach und nach brachen die Kolonisten die Weiden in Ackerland um. Ende der 1830er Jahre gingen deutschen Siedler verstärkt zur Getreidewirtschaft über.

Pflügen, Eggen, Säen

Der hölzerne Pflug, die hölzerne Egge waren die anfänglichen Feldbearbeitungsgeräte. Das hölzerne Streichbrett des Pfluges wurde zur Zeit der zweiten Generation der Siedler durch ein eisernes ersetzt. In den 40er Jahren kamen eiserne Pflüge in Gebrauch. Der einscharige Pflug wurde allmählich durch zwei- und dreischarige Pflüge verdrängt. Noch später wurden sogar sechsscharige Pflüge entwickelt und eingesetzt.

Abb. 47: Beim Pflügen

Gesät wurde mit der Hand. Einen offenen Sack mit Getreidekörnern über die Schulter gehängt, schritt der Sämann den Acker entlang und streute mit weitausholendem Schwung die Saat vor sich hin. Wie dicht die Körner fallen sollten, wurde durch die Zahl der Finger bestimmt, über die die Körner hinausglitten.
Das Handsäen wurde allmählich durch Sämaschinen bzw. Drillmaschinen verdrängt, die man sich gegenseitig auslieh. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Drillmaschinen eingesetzt.

Ernten

Mit der Getreideernte wurde im Juli begonnen. Bis in die vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts schnitt man das gesamte Getreide mit der Sichel, band es in Garben und setzte es auf Mandeln. In den 40er Jahren begann man Sensen zu benutzen. Als die Sense allgemein Verwendung fand, mähten manchmal zwischen 10 und 15 Schnitter in der Reihe neben- und hintereinander. Das Gemähte wurde nicht mehr in Garben gebunden, sondern auf „Haufen-Kopitzen“ gesetzt. Das ersparte das spätere Aufschnüren der Garben auf dem Hof.

In den 70er Jahren kamen Mähmaschinen auf, noch später sogenannte Selbstbinder. Diese Geräte erhöhten natürlich die Leistungsfähigkeit der Höfe beträchtlich.

Abb. 48: Das Aufsetzen des Getreides auf „Kopitzen“
Abb. 49: Mähen mit einer Erntemaschine

Nach der Ernte und dem Trocknen wurde das Getreide vom Feld mit dem „Harbi“, ein Leiterwagen, nach Hause auf den „Dreschplatz“ gefahren.

Abb. 50: Ein Harbiwagen

Das Dreschen

Dreschzeit war im August. Das Getreide wurde auf dem Dreschplatz gedroschen. Dies war ein runder Platz auf dem Hof, der vor dem Dreschen vorgerichtet und hart gestampft worden war (s. Ziff. 3.5 Hof und Haus des Kolonisten). Das mit dem Harbi angefahrene Getreide wurde auf dem Dreschplatz abgeladen und ausgebreitet.

In den ersten beiden Jahrzehnten wurde mit dem Dreschflegel gedroschen. Dann fing man an, die Körner durch Pferde aus den Ähren austreten zu lassen. Dazu brachte man eine Pferdeherde auf den Dreschplatz. Ein Mann, in der Mitte stehend, trieb mit einer langen Peitsche die Pferde an einer Leine so lange in die Runde, bis das Getreide ausgedroschen war.

Abb. 51: Dreschstein

Ende der vierziger Jahre kam eine geriffelte Steinwalze, der „Dreschstein“ in Gebrauch, der gewöhnlich von vier Pferden gezogen wurde. Der schwere Naturstein wurde über einen Teppich von Getreidehalmen gezogen, wobei sich der eckige Stein drehte und mit seinen Kanten auf die Ähren schlug.

Bei allen drei Techniken wurde nach dem Ausschlagen der Getreidekörner aus den Ähren das Stroh durch Schütteln mit Gabeln abgehoben, hinausgetragen und auf den „Strohschober“ gesetzt.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann man in Bessarabien dampfbetriebene Dreschmaschinen einzusetzen. Im Jahre 1910 kauften vier Bauern aus Krasna Dampfdreschmaschinen. Allerdings auf breiter Front setzten sie sich noch nicht durch, einerseits weil die alte Dreschform einfach billiger war. Andererseits funktionierten Wartung und Bedienung der Maschinen noch nicht so, wie es notwendig gewesen wäre.

Abb. 52: Dreschmaschine und Traktor

Das nach dem Dreschen zurückbleibende Stroh war ein wichtiger Wertstoff für die Bauern.

  • Man benutzte es als Streu und Futter für das Vieh.
  • Man steckte es in den Strohsack, der die Matratze im Schlafzimmer des Bauern ersetzte.
  • Man benutzte es zum Heizen der Hausöfen und Kochherde.
  • Man verwendete es zum Befeuern der Dampfmühlen und Dampfdreschmaschinen.
  • Man benutze es als Bindefasern bei der Herstellung von Luftziegeln (Batzen).

Trennung von Getreide und Spreu

Das liegengebliebene Gemisch von Spreu und Körnern schob man in die Mitte des Dreschplatzes auf einen Haufen. Wenn dann in der Frühe der Morgenwind aufkam, wurde das Gemisch mit hölzernen Wurfgabeln in den Wind geworfen. Das Getreide fiel herunter auf die Erde. Die Spreu, vom Wind getrieben, fiel etwas weiter nieder, so wurde das Getreide von der Spreu getrennt. Bei dieser Art der Trennung von Korn und Spreu traten naturgemäß erhebliche Verluste auf. Das Getreide mußte nachher meistens noch mit einem kleinen Sieb nachgereinigt werden.

In den siebziger Jahren kam die „Putzmühle“ auf, sie ersetzte Wurfgabel und Wind. Durch sie wurden die Nachteile der Wurfschaufel erheblich reduziert. Bei der Putzmühle wurde mit einer Handkurbel ein Flügelrad bewegt, das einen Luftstrom erzeugte. Dieser Luftstrom blies bei dem durch eine Trichteröffnung von oben eingeführten Getreide Spreu, Staub, und andere leichtere Fremdkörper wie Unkrautsamen und Strohreste, „Kaff“ genannt, weg. Die schwereren Getreidekörner dagegen fielen nach unten in einen Sack. Ein Rüttelsieb verstärkte die Wirkung des Gerätes zusätzlich. Das Kaff, das man als Viehfutter verwendete, wurde in den Kaffstall gebracht, und die Getreidesäcke schaffte man auf den Hausboden.
Um 1900 war die Putzmühle auf fast allen Bauernhöfen vorhanden. Später ersetzte allmählich die Dreschmaschine mit eingebauter Reinigung diese Technik.

Abb. 53: Eine Putzmaschine

Die Maisernte

Die Maisernte (das Maisbrechen) erfolgte im Spätherbst, das war eine schwere Arbeit. Man brach die Kolben von den Stengeln ab und steckte sie in einen Sack, den man sich über die Schulter gebunden hatte. War der Sack voll, wurde er auf einen Haufen geleert; später wurde der geerntete Mais mit dem Wagen nach Hause gefahren.
Dort mußte der Mais „abgeblattet“ werden. Das fand auf dem Hof oder im Schuppen statt. Für diese Arbeit wurde kein Lohn bezahlt, die Entlohnung bestand in kostenlosem Essen und Trinken. Ausgeführt wurde sie in den Abendstunden, wenn die Feldarbeit ruhte. Zuweilen packten auch über Tag Personen an, die auf dem Feld nicht eingesetzt werden konnten sowie Kinder.

Die Maisstengel wurden später auf dem Feld abgehackt und ebenfalls nach Hause gefahren. Sie wurden vom Vieh abgefressen und die verbleibenden Stümpfe zum Heizen verwendet, ebenso die leeren Maiskolben.

Düngung

Die bessarabischen Bauern haben ihre Felder nicht gedüngt, weder mit Mist noch mit Kunstdünger, den es in den ersten Jahrzehnten in Bessarabien auch gar nicht gab. Man glaubte, daß Düngen sogar mehr schade als nutze. War die Witterung feucht, wurde das Getreide durch Düngung zu hoch und legte sich bei kleinstem Wind oder starkem Regen um und konnte schlecht gemäht werden. War der Sommer trocken, verbrannte alles. Diese Ansicht mag in den ersten Jahrzehnten der Kolonien eine Berechtigung gehabt haben, zumal der Boden noch davon zehrte, daß er über Jahrhunderte nicht bebaut worden war. Jedoch mit jedem Jahr der Nutzung mußten ohne Düngung naturgemäß die Ernteerträge geringer werden, weil der Boden allmählich ausgezehrt wurde.

Aber selbst die in den letzten Jahrzehnten laufende Aufklärungsarbeit von Fachleuten hatte wenig Erfolg bei den Krasnaer Bauern (und ebenso wenig bei ihren Nachbarn), einerseits, weil die Bauern sehr am Althergebrachten festhielten, andererseits, weil sie den Viehmist zu Brennzwecken benötigten. Man kann gleichwohl sagen, daß die Landknappheit die Düngung und Motorisierung spätestens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erzwungen hätte, wenn die Krasnaer dann noch dort gewesen wären (s. Anmerkungen am Schluß dieses Abschnitts).

Was wurde angebaut?

Angebaut wurden in den ersten Jahren: Roggen, Wechselweizen, Gerste und Hirse. Mit der Maiskultur hat man um 1825 begonnen. Man baute zunächst auch Flachs und Hanf an, die Grundstoffe für die gewebten Textilien.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts dominierten Weizen, Gerste, weniger Hafer, viel Mais. Seit etwa 1870 säte man Winterweizen, der sich als besonders geeignet für den Krasnaer Boden erwies, weil man damit die Bodenfeuchtigkeit der kühlen Jahreszeit gut nutzen konnte.
Man baute den sogenannten Krim-Weizen an. Der rote und später der weiße (Krimer) Weizen schlugen ein; schon nach Überwindung der Anfangsjahre brachten ihre Aussaaten guten Ertrag. Die Jahre 1906 und 1910 waren glänzende Weizenjahre und gaben den Start in eine bessere Zeit. Als sichtbares Zeichen des Wohlstandes kamen Dampfdreschmaschinen in das Dorf. Viele Kornbauern wurden reich.

Nach dem I. Weltkrieg wurde auch Raps angebaut, er war aus der Dobrutscha eingeführt worden. Der in den Dreißiger Jahren erfolgte Versuch, Soja und Baumwolle anzubauen, scheiterte an der Bewässerungsfrage. Kurz vor der Umsiedlung wurde darüber diskutiert, einen neuen Versuch direkt am Kogälnik zu machen, wo die Bewässerung etwas leichter gewesen wäre.

Auf Kartoffelanbau wurde in russischer Zeit weniger Wert gelegt. Der Kartoffelanbau war in Krasna auch nicht sonderlich erfolgreich. Das war zu einem großen Teil dem Klima zuzuschreiben; es regnete zu wenig. Andererseits war die Kartoffel nicht sehr geschätzt als Nahrungsmittel. Erst in den letzten Jahren begann man auch in Bessarabien verstärkt Kartoffeln zu pflanzen.

1940 wurden in Krasna hauptsächlich Weizen, Gerste, Mais (auch Welschkorn oder Kukuruz genannt) und Ölfrüchte (Raps etc.) angebaut. Rapsöl wurde in den eigenen Haushalten verwendet.
⇒ s. Dorfbericht von 1940 unter Ziff. 10. Dokumente, Berichte, Fakten

Feldbearbeitungs- und Anbaumethoden

Die Siedler hatten in der ersten Zeit Schwierigkeiten mit der Bewirtschaftung des Bodens. Sie mußten erst lernen, daß Bodengestalt, Bodenart und Klima ein anderes Vorgehen erforderten, als sie es aus Deutschland oder Polen gewohnt waren1). An den früheren Heimatorten der Kolonisten in Südwestdeutschland und Polen fehlte es selten an Regen, während sie im bessarabischen Trockenklima mit ganz anderen Bedingungen konfrontiert waren. Das Fehlen zusammenhängender Waldflächen, die vor den austrocknenden und das Saatgut vernichtenden Winden hätten Schutz bieten können, wirkte sich sehr nachteilig aus.

Schon ziemlich am Anfang der Kolonie Krasna bestand eine Art Dreifelderwirtschaft: Wintergetreide, Sommergetreide, Heuschlag/Brache. Diese Anbauart bewährte sich schon nach einigen Jahren. Ebenso wichtig für den späteren Erfolg war die besondere Pflege des Bodens, den man mehrmals umpflügte, um ihn unkrautfrei zu halten.

Schrittweise wurden die Bodenbehandlungsmethoden verbessert. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist ein langsamer Übergang zum regelmäßigen Fruchtwechsel in den Kolonien festzustellen. Ab 1900 bestellte man die Felder etwa nach folgendem Dreifeldersystem: auf Wintergetreide folgte Sommergetreide und auf dieses Hackfrüchte (Mais, Futterrüben, Soja). Mit Hackfrüchten wurde zuletzt jährlich etwa ein Drittel der Ackerfläche bestellt. Die natürliche Folge war, daß die Verunkrautung der Felder abnahm, die Bodenfeuchtigkeit mehr erhalten blieb und so die Erträge zunahmen.

Durch Schälen im Sommer und Tiefpflügen im Herbst –das lernte man nach und nach- konnte man auch in regenarmen Jahren einer vollständigen Mißernte weitgehend entgegenwirken. Durch das Tiefpflügen wurde der Boden tief gelockert und in diesem Bereich die Feuchtigkeit gespeichert. Eduard Ruscheinsky2)) „…Unsere Väter nahmen den Kampf mit der bessarabischen Dürre auf. Sie speicherten Winterfeuchtigkeit im Boden auf, indem sie die Verdunstung derselben durch mehrmaliges Eggen verhinderten, da die Oberfläche des Landes fein gehalten wurde. Die Kapillarität war dadurch unterbunden. Die Erde wurde durch das gute und öftere Pflügen gut durchlüftet und locker gehalten. In späteren Jahren wurde durch tiefes Pflügen (Rigolen) die Ackerkrume verstärkt, was oftmals die Ernte um 80 bis 100 % steigerte.“

Das Tiefpflügen erforderte den Einsatz von mindestens vier Pferden. Dies war einer der Gründe, warum Landwirte, die sich nicht mindestens vier Pferde leisten konnten, auf Dauer nur schwer existieren konnten.

Um 1870 nahm die Landwirtschaft in Krasna einen Aufschwung einerseits durch die Verwendung von Winterweizen für den Anbau (s. oben). Andererseits trug zum Aufschwung insbesondere die Einführung rationellerer Geräte bei, die zum Teil von deutschen Kolonisten entwickelt wurden. Wenn sie sie nicht selbst entwickelten, so waren sie doch fast immer dabei, wenn es galt, innovative Produkte einzusetzen. Das taten auch die Krasnaer Bauern, wie oben aufgezeigt wurde, durch Sämaschinen, Dresch-und Mähmaschinen, Verbesserungen an den Pflügen etc.

Eine revolutionäre Neuerung war der Traktor, der auch in Krasna seinen Einzug hielt, wie wir einer Zeitungsnotiz im Staats-Anzeiger vom 31. Dezember 1929 entnehmen können: „Joseph Neumann und Rochus Fenrich, Sohn von Mathias, kauften dieses Frühjahr je einen Traktor für die erstaunliche Summe von 220.000 Lei, auf die jeder eine Anzahlung von25.000 Lei machte. Der Rest sollte in monatlichen Raten abbezahlt werden. Aber nach dreiwöchigem Betrieb liefen die Traktoren nicht mehr. Joseph Neumann gab seinen Traktor an den Händler zurück und verlor den angezahlten Betrag. Rochus Fenrich fordert seinen Anzahlungsbetrag zurück und behält derweil den Traktor…”
Es war nicht zu ermitteln, was aus diesen Anschaffungen letztlich geworden ist. Es hat aber nach Aussagen der Umsiedlergeneration in Krasna Ende der Dreißiger Jahre keine Traktoren gegeben. Ein wichtiger Grund neben den hohen Kosten und der noch bestehenden Unzuverlässigkeit im Betrieb ist wohl in folgendem zu sehen. Die damals in Bessarabien angebotenen Traktoren hatten keine breiten Gummireifen, sondern schwere Stahlräder. Diese sanken in den weichen Mutterboden so tief ein, daß sie kaum mehr genug Kraft aufbringen konnten, um auch noch den schweren Pflug beim Tiefpflügen zu ziehen.

Ernteergebnisse

Die bessarabische Erde eignete sich gut für den Getreideanbau, wenn der Regen zur rechten Zeit nicht ausblieb. Der Getreideertrag war im Durchschnitt befriedigend, aber in niederschlagsarmen Jahren konnte das Ergebnis katastrophal schlecht sein. Die Hektarerträge waren aber bei weitem nicht mit heutigen zu vergleichen.
⇒ s. auch Ziff. 6.1. Katastrophen, Seuchen, Mißernten, tierische Schädlinge, Erdbeben

Verkauf der Getreideerzeugnisse

In den Anfangsjahren hatte man nur Getreide für den Eigenbedarf. Als nach ein paar Jahren Überschüsse erwirtschaftet wurden, zeigte sich, daß das Getreide zu Hause oder in der Umgebung nicht verkauft werden konnte. Man war gezwungen, noch während der Dreschzeit bis nach Odessa zu fahren, über 140 km. Die beschwerlichen Reisen dauerten mindestens eine Woche. Die Wege waren schlecht, grundlos bei starkem Regen. Man mußte mit der Fähre über den Dnjestr setzen, das führte manchmal zu tagelangem Warten. Eine Odessa-Reise war zur damaligen Zeit eine kleine Weltreise.
Später fuhr man auch nach Akkerman (auch noch 90 km), nach Ismail 60-70 km und Kilia. Dort erzielte man bessere Preise, und man konnte Rohr und Holz mit nach Hause bringen, was es in der eigenen Region nicht gab. Diese Fahrten waren stets problematisch. Es kam vor, daß die Fuhrwerke unterwegs überfallen wurden.
Nach Fertigstellung der Bahnlinie Leipzig-Akkerman im Jahre 1914 konnte man auf den Bahnhöfen Beresina und Arzis verladen, eine erhebliche Erleichterung.
⇒ s. auch unter Ziff. 4.5 Verkehrsinfrastruktur

In letzten Jahrzehnten wurde das Getreide zum größten Teil an Ort und Stelle verkauft. Die Getreidehändler waren zunächst meist Juden, im 20. Jahrhundert auch zunehmend deutsche Kolonisten aus dem Dorf. Diese Händler besorgten auf Wunsch auch den Abtransport des Getreides durch Mietkutscher (sogenannte Tschumaken).
Eine Absatzlinie für ihre anderen Produkte hatten die Siedler über fahrende Händler, meistens Juden, die ins Dorf kamen. Sie kauften Vieh, Gänsefedern etc. auf.

Nach dem Anschluß an Rumänien mußte man sich beim Absatz des Getreides und den anderen landwirtschaftlichen Produkten völlig umorientieren, sowohl was die Absatzwege betraf als auch hinsichtlich marktfähiger Produkte.

Entscheidend für die Einkommenssicherung des Bauern war neben dem Ernteertrag natürlich in erster Linie der Getreidepreis (s. auch unter Preise für Wirtschaftsgüter in Ziff. 4.7 Geld und Bankwesen). War zum Beispiel die Ernte nur mittelmäßig, aber der Preis hoch, konnte unter Umständen ein besseres Ergebnis erzielt werden, als bei einer Rekordernte, wenn die Preise im Keller waren. Bis in die 1920er Jahre hinein konnten die deutschen Bauern die Preise nicht beeinflussen, sie mußten ihre Waren praktisch zu jedem Preis verkaufen. Erst mit der Gründung des Wirtschaftsverbands (s. Ziff. 5.4. Verbände, Räte, Vereine) gelang es ihnen, die Preise etwas zu stabilisieren. Aber ein Handicap blieb: Rumänien, zu dem Krasna jetzt gehörte, war ein Agrarland, in dem es Überschüsse an Getreide gab, wodurch die Getreidepreise stets in Grenzen gehalten wurden.

1)
Sie lernten hierzu viel von den Bulgaren, die schon länger im Land waren und mit den Bedingungen schon besser vertraut waren, insbesondere Anbaumethoden für Mais, Aufzucht von Schafen und Herstellung von Käse
2)
Kulturbilder aus unserer alten Heimat Krasna/Bessarabien (Heimatbuch 25 Jahre nach der Umsiedlung 1965; nachgedruckt in: Erinnerungen an Bessarabien 60 Jahre nach der Umsiedlung
krasna/f-04-01-01.txt · Zuletzt geändert: 2019/05/22 11:54 von Otto Riehl Herausgeber