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krasna:f-04-01-02

4.1.2 Der Weinbau

Krasnaer Kolonisten begannen schon wenige Jahre nach Gründung der Siedlung mit dem Weinbau. Als Pfälzer hatten sie wohl entsprechende Kenntnisse aus der Heimat mitgebracht. Schon 1825 werden 9340 Weinstöcke gezählt. Die „Statistische Beschreibung Bessarabiens und des sogenannten Budschaks” listet zwei Jahre später eine Fläche von 127 Desjatinen für den Weinanbau auf und stellt fest, daß alle 114 Höfe einen Weingarten hatten.

Die Kolonialverwaltung forderte und förderte den Weinanbau. 1827 merkte sie kritisch an1): „Obwohl bei jeder Kolonie Weingärten angelegt sind, verwenden die Kolonisten keinen Fleiß darauf, so daß die Gärten ihnen fast keinen Nutzen bringen. Aus Erfahrung aber ist bekannt, daß der hiesige Boden und das Klima für Weinbau vorzüglich geeignet sind. Jeder neuangelegte Weingarten gibt im dritten Jahr schon eine Ernte, wenn nur der notwendige Fleiß drangesetzt wurde.“

Auch der Gemeindebericht von 1848 (Wortlaut s. unter Ziff. 10.2 Dokumente und Berichte über und von Krasna) erwähnt den Weinanbau: „Im Jahr 1848 legten 48 Wirte 1 Werst vom Dorfe an einem Abhange Weinberge an, in welchem jeder 1500 Weinstöcke pflegte. Im J. 1847 gab es schon eine reichliche Weinernte.“ (Das ist ein gewisser Widerspruch. Richtig muß es vermutlich am Anfang des Satzes 1840 statt 1848 heißen; s. folgenden Text von E. Ruscheinsky).

E. Ruscheinsky sagt2): „Der Weinbau nahm seinen Anfang im Jahre 1840. In diesem Jahr legten 58 Wirte östlich vom Dorfe, im Nedetal, an einem Abhange einen Weinberg an, der sehr gut gedieh. Später legte man auf der entgegengesetzten Seite Weinberge an zu je 1500 Rebstöcken. Nach dem Jahr 1906 tauchte die Reblaus auf und vernichtete bis 1909 alle Weingärten. Bis zum Weltkrieg blieb Krasna ohne Wein. Im Kriege und nachher legten alle Wirte Selbstträger an, die einen sehr geringen Wein liefern.“

Diese sogenannten Direktträger (Hybriden) importierte man aus Amerika, in der Hauptsache die Sorten Seibel (Saiber), Taras und Couderc. Das waren Massenträger, der daraus gekelterte Wein war nur noch für den Eigenbedarf geeignet. Der Wein aus Hybrid-Reben war auch nicht lange haltbar, im allgemeinen nur ein Jahr.
Im Winter 1928/29 wurden die Weinreben fast vollständig vom Frost vernichtet. Schon im nächsten Frühjahr begann man wieder neue Reben anzupflanzen. Aber auch in den beiden folgenden Jahren litt der Wein beträchtlich unter den Witterungsbedingungen.

1931 verabschiedete das rumänische Parlament ein Gesetz, das den Anbau von Hybrid-Weinreben verbot. Neue Felder durften nicht mehr angelegt, vorhandene mußten in einer festgesetzten Frist beseitigt werden. Nichtbeachten der Vorschrift führte zu einem Bußgeld von 25 bis 50 Lei per Rebe, die zudem zerstört wurde. Das brachte die Bessarabiendeutschen in Schwierigkeiten, denn edle Rebsorten, deren Anbau die rumänische Regierung jetzt förderte, um die Weinqualität zu steigern, waren teuer. Und das Geld fehlte in den Dörfern.
⇒ s. auch Ziff. 2.4 Zugehörigkeit zu Rumänien und zur Sowjetunion (1918-1940).

In Krasna gab es 1940 insbesondere Weingärten im Nedetal, am Heuschlagerberg und am Mittelberg. Die Weinlese begann etwa Mitte September. Man kelterte den Wein hauptsächlich für den Eigenbedarf. Wirtschaftlich hatte der Weinbau keine große Bedeutung.
„Über die Entwicklung des Weinbaues der Deutschen in Bessarabien“ schreibt detailliert Ferdinand Wagner in: Bessarabischer Heimatkalender 1952, S. 71-75.

1)
Statistische Beschreibung Bessarabiens und des sogenannten Budschaks” aufgestellt in dem Jahren 1822-1828. Stuttgart, Mühlacker: Heimatmuseum der Deutschen aus Bessarabien, 1969
2)
Chronik der Gemeinde Krasna, erschienen im Bauernkalender 1939
krasna/f-04-01-02.txt · Zuletzt geändert: 2023/08/17 13:36 von Otto Riehl Herausgeber